# taz.de -- Die Wahrheit: Der König von Mallorca
       
       > Das schönste Buch über Mallorca hat Pit Knorr geschrieben, von dem auch
       > einige Otto-Klassiker stammen, „Mallorca – Insel der Inseln“, hinreißend
       > liebevoll und brüllend komisch.
       
       Das schönste Buch über Mallorca hat Pit Knorr geschrieben, von dem auch
       einige Otto-Klassiker stammen, „Mallorca – Insel der Inseln“. Hinreißend
       liebevoll, brüllend komisch, berührend melancholisch.
       
       Ich lese es auf Mallorca. Jahrzehnte bin ich dieser Insel entkommen. Bali,
       Gomera, Kreta, nur nicht Mallorca. Nun bin ich da. Eine neue Frau. Also
       auch neue Reiseziele. Landung Palma. Niemand applaudiert! Es besteht also
       doch noch Hoffnung für die Welt.
       
       Wir leihen ein Auto beim billigsten Internet-Anbieter, der aber hat
       profunde Wege gefunden, sein Angebot vor Ort zu relativieren. Vollkasko ist
       gar nicht Vollkasko und kostet extra. Die Tankfüllung wird direkt bezahlt,
       und der Wagen soll leer gefahren zurückgebracht werden.
       
       Man soll also am Urlaubsende nach einer Formel-1-mäßig berechneten und
       perfekt ausgeklügelten Boxenstopp-Strategie mit dem letzten Tropfen ins
       Ziel, ins Parkhaus am Flughafen fahren!
       
       Aus dem fahren wir erst mal raus, mit der Anfahrtsbeschreibung vom
       deutschen Vermieter in der Hand, im schicken Fiat 500, einem Kleinstauto.
       Das Kaninchen unter den Vierrädern, wenn nicht ein Feldhamster, aber
       trotzdem mit einem Tank-Fassungsvermögen von angeblich 60 Euro.
       
       Nicht ganz unwahrscheinlich, dass zwischen Start in Deutschland und Landung
       in Palma die Spritpreise dermaßen angezogen haben. Der Innenraum des Fiat
       jedenfalls entspricht maximal dem Fassungsvermögen einer Badewanne.
       
       Auf der Fahrt nach Son Macia liegen alle 300 Meter totgefahrene Katzen auf
       der Straße. Wenn es für die Pfand gäbe, könnten wir unsere gesamten
       Urlaubskosten zwischen Wegesrand und Mittelstreifen einsammeln.
       
       Wir fahren durch eine beinah toskanische Landschaft, wo mein inneres
       Mallorca-Bild bislang von Sangria-Eimern und meterlangen Strohhalmen
       geprägt war, von Ballermann und Bratwurst.
       
       Unsere Finca liegt klasse, die Terrasse zur Südseite. Am Marktplatz von Son
       Macia lassen sich die Einheimischen von den paar Touristen hier gar nicht
       stören.
       
       Ich lese morgens mein Knorr-Buch wie Christen die Bibel. Täglich drei
       Kapitel, mindestens. Dann zerrt mich die neue Frau auf Wanderwege, in
       Dörfer, an Buchten oder Cafés mit „café con leche“ und „cientotres“. Den
       muss man hier nicht als Doppelten bestellen, weil man ihn sowieso als
       Vierfachen bekommt, es sei denn, man geht in Lokale, die von Deutschen
       geführt werden, die auch nach Jahrzehnten nichts von spanischer Gastronomie
       und Großzügigkeit begriffen haben. Ein Jammer! Preise wie in Berlin-Mitte,
       dabei sind es Schwaben.
       
       Als tägliche Orientierung führt mich Pit Knorr durch diese unbekannte
       Inselwelt wie Cousteau uns früher durch die Riffe. Knorr ist einer der
       erfolgreichsten deutschen Komik-Autoren, gleichzeitig hat er sich, obwohl
       Titanic-Gründer, der großen Popularität entzogen, einer der sich selber
       eher in die zweite Reihe stellt. Er ist ja groß genug, dass man ihn
       trotzdem sieht, und einer der Bescheidensten war er schon immer.
       
       Der König von Mallorca ist nicht Jürgen Drews, sondern Pit Knorr.
       
       23 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Gieseking
       
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