# taz.de -- Kommentar Gauck in Israel: Populär, aber unwirksam
       
       > Bei seinem Besuch in Israel hat Gauck die Merkel’sche Formel von der
       > Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson vermieden. Realpolitisch war
       > das unklug.
       
 (IMG) Bild: Was geschah tatsächlich bei dieser Rede des Bundespräsidenten?
       
       Wie hältst du’s mit Israel? Diese Frage lässt nicht allein den
       Moralprediger von eigenen Gnaden, Günter Grass, „mit letzter Tinte“
       kritzeln, „Was gesagt werden muss“: dass gemäß seinem Urteil die „Atommacht
       Israel […] den Weltfrieden“ gefährdet. Das entscheidende Wort aber hat die
       Politik.
       
       Angela Merkel, seit ihrem Röttgen-Rausschmiss als eiskalte Machtpolitikerin
       verschrien, hegt gegenüber dem Judenstaat eine idealistische Haltung. In
       ihrer Rede vor der Knesset 2008 ließ sie sich von historischer
       Verantwortung leiten und betonte, Israels Sicherheit sei für Deutschland
       Staatsräson und für Berlin „niemals verhandelbar“.
       
       Bei seinem Besuch in Israel dagegen vermied es Joachim Gauck, die
       Merkel’sche Formel von der Sicherheit Zions als deutsche Staatsräson zu
       verwenden. Das ist realistisch, denn im Kriegsfall – mit dem in der Region
       angesichts der iranischen Proklamation, Israel zu vernichten, und Teherans
       Anstrengungen, Kernwaffen zu entwickeln, jederzeit zu rechnen ist – wäre
       ein militärisches Eingreifen Berlins zugunsten Zions unwahrscheinlich.
       
       Andererseits war das Abrücken des Bundespräsidentenneulings Gauck
       realpolitisch unklug. Denn durch den atmosphärischen Rückzieher des
       Präsidenten nimmt der Druck auf Iran ab. Gerade jetzt aber sollte politisch
       alles getan werden, um den Ausbruch eines Krieges zu verhindern.
       
       Gauck ist ein Freund Israels. Als solcher kritisiert er dessen
       Siedlungspolitik. Das ist in Deutschland populär, wo 59 Prozent der
       Menschen Zion für aggressiv und mehr noch für „rücksichtslos“ halten. Doch
       einer Friedenslösung hat Gauck nicht gedient. Da wäre ein verbales
       Festhalten an Merkels Aussage bei gleichzeitigem Zureden zum Ausgleich mit
       den Palästinensern wirksamer gewesen.
       
       31 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rafael Seligmann
       
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