# taz.de -- Streit um Vergütung durch die VG Wort: Das ganze Geld
       
       > An den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaft VG Wort verdienen viele
       > Journalisten zusätzliches Geld. Streit gibt es nun um die Höhe.
       
 (IMG) Bild: Wer soll das Geld bekommen? Autor oder Verlag?
       
       Mein Urlaubsgeld! Mein Weihnachtsgeld! Mein neuer Computer! Solche
       Formulierungen hört man oft von freiberuflichen Autoren, die relativ hohe
       Tantiemen von der Verwertungsgesellschaft (VG) Wort kassieren.
       
       Diese Gelder, die die VG Wort an Urheber und Verlage verteilt, dienen etwa
       als Vergütung für die Nutzung von Werken in Bibliotheken oder
       Pressespiegeln. Der Großteil der jährlich ausgeschütteten Beitrage stammt
       aus der sogenannten Geräte- und Speichermedienvergütung.
       
       Ihre Freude über die Ausschüttungen der VG Wort äußern Autoren aber
       bevorzugt im kleinen Kreis. Öffentlich redet man nicht gern darüber, dass
       man von Verwertungsgesellschaften profitiert, denn die haben bekanntlich
       nicht das beste Image. Das hat vor allem mit der kontroversen Rolle zu tun,
       die die Gema, die bekannteste der zwölf deutschen
       Verwertungsgesellschaften, in der Auseinandersetzung mit der Google-Tochter
       Youtube spielt.
       
       An diesem Wochenende steht der VG Wort in Berlin ein Sitzungsmarathon
       bevor. Am Freitag treffen sich die Wahrnehmungsberechtigten am Potsdamer
       Platz, am Sonnabend tagt die Mitgliederversammlung. Die Sitzungen stehen
       unter ungewöhnlichen Vorzeichen, weil derzeit ausnahmsweise auch das Wirken
       der VG Wort in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Der Patentrichter Martin
       Vogel wirft ihr in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vor, sie
       habe mehrere Hundert Millionen Euro „zu Lasten der Urheber falsch
       verteilt“.
       
       Vogel streitet vor dem Landgericht München mit der Verwertungsgesellschaft,
       in der vergangenen Woche hat er dort einen Sieg errungen (Az. 7 O
       28460/11). Er argumentiert, dass jemand, der einen Wahrnehmungsvertrag mit
       der VG Wort abgeschlossen habe, Anspruch auf deren komplette Vergütung
       habe. Bisher fließen 30 beziehungsweise 50 Prozent der Summe an den Verlag
       – je nach der Art des Werks.
       
       ## Die Drohkulisse der VG Wort
       
       Die VG Wort, die Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil angekündigt
       hat, argumentiert, ihre Praxis stehe im Einklang mit dem Paragrafen 63a des
       Urheberrechtsgesetzes. Komplex wird die Causa dadurch, dass das Urteil nur
       für jene Autoren gilt, die einen kompletten Wahrnehmungsvertrag
       abgeschlossen haben. Diese sogenannten Wahrnehmungsberechtigten
       unterscheidet die VG Wort von der größeren Gruppe der Bezugsberechtigten,
       die ihre Rechte nur individuell für ein Werk anmelden; in solchen Fällen
       ist der Verlag der Anspruchnehmer, er leitet das Geld dann an den Autor
       weiter.
       
       Die VG Wort malt nun eine Drohkulisse. Nach dem Urteil könne „nicht mehr
       ausgeschlossen werden, dass bei einer solchen Konstellation der Verlag 100
       Prozent der Ausschüttung erhält und der Autor leer ausgeht“. Man brauche
       unbedingt eine einheitliche Regelung, könne nicht jeden Einzelfall prüfen.
       
       Kleinere Konflikte gibt es auch. Die VG Wort fordert gemeinsam mit der VG
       Bild-Kunst die Erhöhung von Urheberrechtspauschalen für Speichermedien,
       etwa USB-Sticks. Die Abgabe soll je nach Leistungsfähigkeit zwischen 91
       Cent und 1,95 Euro betragen. Der Branchenverband Bitkom spricht von
       „Mondtarifen“, die Piratenpartei ist ebenfalls not amused. Daran, dass
       freie Autoren künftig ein erhöhtes Quasiweihnachtsgeld bekommen, ist die
       Partei erwartungsgemäß kaum interessiert.
       
       1 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) René Martens
       
       ## TAGS
       
 (DIR) VG Wort
 (DIR) VG Wort
 (DIR) VG Wort
 (DIR) VG Wort
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Mitgliederversammlung der VG Wort: Krach vertagt
       
       Die VG Wort wollte entscheiden, wie sie ihre Einnahmen verteilt, kam wegen
       eines kurzfristig geänderten Antrags aber zu keinem Ergebnis.
       
 (DIR) Mehr Geld für Autoren: Künstliche Katastrophenstimmung
       
       Verlage werden nach einem Urteil des BGHs nicht mehr an den Einnahmen der
       VG Wort beteiligt. Kleinere Häuser macht das nervös.
       
 (DIR) Urteil zur VG-Wort-Ausschüttung: Nichts für die Verlage
       
       Alles für die Autoren. Laut einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs haben
       Verlage keinen Anspruch auf die Hälfte der VG-Wort-Einnahmen.
       
 (DIR) Verhandlung am Bundesgerichtshof: Verlage kämpfen um VG-Wort-Gelder
       
       Er will nicht mit den Verlagen teilen. Deshalb kämpft ein Autor vor dem
       Bundesgerichtshof darum, alle VG-Wort-Einnahmen selbst einzustreichen.
       
 (DIR) Trotz unklarer Rechtslage: VG Wort schüttet 2011-Gelder aus
       
       Die Verwertungsgesellschaft Wort zahlt ihren Mitgliedern noch im August die
       Tantiemen für 2011. Man einigte sich auf die Ausschüttung der
       zurückgehaltenen Gelder.
       
 (DIR) VG Wort friert Tantiemen ein: Trübe Aussichten
       
       Die VG Wort zahlt jährlich sowohl Autoren als auch Verlagen Tantiemen.
       Dieses Jahr aber vorerst nicht, denn die Ausschüttungspraxis wird
       überprüft.
       
 (DIR) Journalisten-Kongress: "Die Zukunft gehört den Freien"
       
       Die Freischreiber besprachen in Hamburg die Zukunft der freien
       Journalisten. Fazit: Wer sich selbst zur Marke macht, hat gute Karten.