# taz.de -- Streit um Betreuung der Kleinkinder: Immer Ärger mit U3
       
       > "Unter drei" war am Dienstag wieder einmal Thema in der Bremischen
       > Bürgerschaft. Was sich dahinter verbirgt und warum das Eltern von
       > Kleinkindern beschäftigt, steht hier
       
 (IMG) Bild: Fehlende Betreuung: Rund 800 Kinder in Bremen könnten vorerst leer ausgehen.
       
       Dass die CDU am Dienstag das Thema „Kinderbetreuungschaos“ auf die
       Tagesordnung der Stadtbürgerschaft gesetzt hatte, freute alle Fraktionen.
       
       SPD und Grüne, weil sie vorrechnen konnten, wie viel Geld die Regierung in
       den Ausbau der Kleinkindbetreuung steckt. 2012 seien es mit 133 Millionen
       Euro 70 Prozent mehr als noch im Jahr 2007, wie die grüne Sozialsenatorin
       Anja Stahmann sagte. Und: „Vor zehn Jahren gab es nur 800 Plätze für unter
       Dreijährige – jetzt sind es 4.000 mehr!“ Doch auch die Opposition aus CDU
       und Linke kam auf ihre Kosten, weil die Nachfrage immer noch größer ist als
       das Angebot. Und es viele unzufriedene Eltern gibt, die entweder gar keinen
       Betreuungsplatz gefunden haben oder einen, mit dem sie nicht zufrieden
       sind, weil er nicht ihren Vorstellungen und Bedürfnissen entspricht.
       Stellvertretend für diese zu kurz Gekommenen geißelten der Linke Cindi
       Tuncel und sein CDU-Kollege Claas Rohmeyer die rot-grüne Ausbauplanung. Für
       alle, die nicht verstanden haben, was sich hinter der Buchstaben/
       Zahlenkombination „U3“ verbirgt, hier ein kurzer Überblick.
       
       Der Rechtsanspruch 
       
       Weil es in Deutschland bis vor Kurzem verpönt war, sein Kleinkind von
       anderen Personen als Eltern oder Großeltern betreuen zu lassen, gibt es nur
       für drei- bis sechsjährige Kinder ausreichend Plätze. Dies änderte sich
       erst mit der CDU-Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. 2008
       beschloss die damals rot-schwarze Bundesregierung, den Kommunen Geld dafür
       zu geben, dass sie ab 2013 für 35 Prozent der Kinder unter drei („U 3“)
       Jahren Plätze bereit halten. Ab dann nämlich gilt auch für die Kleinen ein
       Rechtsanspruch. Dass der Bedarf vor allem in Großstädten wesentlich höher
       sein wird, war von Anfang an klar. In Bremen, so hat es vor Kurzem die
       Sozialsenatorin Stahmann erklärt, gehen zum Kindergartenjahr 2012/2013 rund
       800 Eltern von Kleinkindern leer aus.
       
       Die Plätze 
       
       4.800. So viele Plätze für unter Dreijährige gibt es insgesamt ab 1.
       September 2012, 35 Prozent sollen damit versorgt sein. Gemeint sind die
       Ein- bis Dreijährigen. Für Babies gibt es nur eine Handvoll von Plätzen –
       die Sozialsenatorin geht davon aus, dass es nur sehr wenige Eltern gibt,
       die so früh ihre Kinder von Fremden betreuen lassen wollen. 700 Plätze gibt
       es bei Tageseltern – die oft selbst kleine Kinder haben und sich etwas dazu
       verdienen, eine pädagogische Ausbildung ist keine Voraussetzung. Der größte
       Teil der vermeintlich neuen Plätze ist dadurch entstanden, dass 1.700
       Kleinkinder schon mit zweieinhalb statt wie bisher mit drei Jahren im
       Kindergarten angemeldet werden können.
       
       Das Personal 
       
       Diese sollen dafür mehr Personal bekommen – weil kleinere Kinder noch nicht
       so selbständig sind, auch Zweieinhalbjährige noch gewickelt werden müssen.
       Und wenn in Zukunft wirklich neue Plätze entstehen, sogar neue Krippen
       gebaut werden sollen, steigt in Bremen der Bedarf an Fachkräften. Die
       Sozialbehörde sagt, dass in Bremen genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung
       stehen. Doch über die Qualität sagt das noch nichts aus. Carsten Schlepper
       leitet mit dem Verband evangelischer Kindertageseinrichtungen den größten
       privaten Anbieter. „Wir haben jetzt schon Probleme, Stellen schnell zu
       besetzen“, sagt Schlepper. Keine Lösung sei es, auf die
       SozialassistentInnen zu setzen, eine in Bremen neu eingeführte Vorstufe der
       Ausbildung zur Erzieherin. Er wünscht sich stattdessen eine Eignungsprüfung
       und eine berufsbegleitende Ausbildung für QuereinsteigerInnen.
       
       5 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eiken Bruhn
       
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