# taz.de -- Nazis in Ostberlin: Anstinken gegen rechte Duftmarken
       
       > Rund um die Nazihochburg Schöneweide wehren sich Bürger gegen braune
       > Propaganda.
       
 (IMG) Bild: Protest gegen Rechte ist in Schöneweide bitter nötig.
       
       Die rechte Szene setzt von ihrer Hochburg Schöneweide aus Duftmarken in
       angrenzenden Ortsteilen. In Johannisthal und Baumschulenweg kleben derzeit
       hunderte Aufkleber der NPD und des „Nationalen Widerstands“ mit Forderungen
       wie „Ausländer raus“. Auch zu Übergriffen ist es schon gekommen, etwa in
       Johannisthal-Süd, einem Wohngebiet, wo viele Rentner wohnen.
       
       Als hier Ende Mai vier Jugendliche die braune Propaganda abkratzten, wurden
       sie von drei Rechten mit einer Flasche beworfen und durch die Straßen
       gejagt, berichtet die Opferschutzberatung Reach Out. Die vier konnten sich
       in einem Hauseingang verstecken, ohne körperlichen Schaden zu erleiden.
       Anzeige erstatteten sie nicht: „Sie hatten Angst, dass ihre Personalien in
       falsche Hände geraten könnten“, sagt Hans Erxleben,
       Rechtsextremismusexperte der Linken.
       
       Als Reaktion darauf rufen der Bürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver
       Igel (SPD), und ein überparteiliches Bündnis jetzt dazu auf, am Freitag
       gemeinsam die Aufkleber zu entfernen – sicherheitshalber unter
       Polizeischutz. „Rechte Propaganda entfernen ist ein Zeichen von
       Zivilcourage“, so Igel. „Ich hoffe, dass dies nicht nur an diesem Freitag
       möglichst viele Anwohnerinnen und Anwohner unterstützen.“ Eine große
       Beteiligung wäre für den Bezirksbürgermeister ein Signal, dass Johannisthal
       sich keine Vereinnahmung durch Rechte aus Schöneweide, aber auch aus
       Süd-Neukölln bieten lasse.
       
       Die Zivilgesellschaft des Südostbezirks plant zudem, die Rechten in ihrem
       „Wohnzimmer“ Schöneweide zu stören: Am Bahnhofsvorplatz Schöneweide startet
       am Samstag die 8. Auflage des Festes für Demokratie, bei dem sich Parteien
       und Vereine präsentieren. Am selben Abend veranstaltet die neu gegründete
       Jugendgruppe „Uffmucken – gegen Nazistrukturen in Schöneweide“ ein
       Open-Air-Konzert. Vom Jugendschiff „Remili“ am Kaisersteg aus wollen sie
       alternative Jugendkultur mitten im Nazikiez erlebbar machen. Mit dabei sind
       Easy Skankin Soundsystem, Sookee und Oralic Soundmachines.
       
       Weiter geht es kommende Woche mit einem Skate- und Graffiti-Jam im
       Skatepark Hasselwerderstraße, unweit der Brückenstraße. Mittelfristig will
       der Senat mit dem Bezirk Treptow-Köpenick zudem einen Demokratieplan gegen
       rechts für Schöneweide entwickeln.
       
       7 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marina Mai
       
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