# taz.de -- Neuer spanischer Zentralbankchef: Enger Freund für harten Job
       
       > Spaniens Zentralbank bekommt mitten in der Krise einen neuen Gouverneur.
       > Der erfahrene Wirtschaftswissenschaftler hat eine schwere Aufgabe vor
       > sich.
       
 (IMG) Bild: Luis María Linde, neuer Präsident der spanischen Zentralbank, auf dem bislang einzigen Agenturfoto aus dem Jahr 1992.
       
       MADRID taz | Er ist ein alter Hase für schwere Zeiten. Spaniens
       Wirtschaftsminister Luis de Guindos hat mit dem Wirtschaftswissenschaftler
       Luis María Linde einen engen Freund zum neuen Gouverneur der spanischen
       Zentralbank berufen. Der 67-Jährige aus Madrid wird am Montag das Büro
       seines Vorgängers Miguel Ángel Fernández Ordóñez beziehen. Dieser war nach
       monatelangen Auseinandersetzungen mit De Guindos zurückgetreten.
       
       Auf dem Tisch des Neuen wird sich die Arbeit häufen. Luis María Linde wird
       einen Bericht des Internationalen Währungsfonds über den spanischen
       Finanzsektor vorfinden. Außerdem reichen die Kassen und Banken des Landes
       ihre Pläne ein, wie sie den Anforderungen nach neuen Rücklagen für das
       vergebene Kreditvolumen gerecht werden sollen.
       
       Sollte Madrid am Wochenende teilweise unter den Eurorettungsschirm
       schlüpfen, was am Freitag als sicher galt, hätte Lindes wieder mehr
       Spielraum. An Erfahrung fehlt es ihm nicht. Der Mann, der seine
       politisch-wirtschaftliche Laufbahn nach dem Tod von Diktator Franco 1975 im
       Umfeld der Zentrumspartei UCD begann und von seinen Freunden damals als
       „Linker in der Rechten“ definiert wurde, war von 1987 bis 2000 bereits in
       verschiedenen Funktionen in der Zentralbank tätig.
       
       Als Generaldirektor für Außenbeziehungen meisterte er die schwerste Krise
       der ehemaligen spanischen Währung, der Peseta. Sie wurde in den 1990er
       Jahren viermal abgewertet. Spanien drohte aus dem europäischen
       Währungssystem zu kippen. Linde bewältigte diese Krise, sein Land führte
       schließlich den Euro ein.
       
       Er hat drei Jahre Zeit, um erneut das unmöglich Erscheinende zu
       vollbringen. Dann wird Luis María Linde 70. Dies ist das gesetzliche
       Höchstalter für einen Gouverneur der Zentralbank.
       
       8 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Ist Spanien mit Griechenland vergleichbar?: Weniger Probleme, größere Risiken
       
       Was Spanien, die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, vom
       Leichtgewicht Griechenland unterscheidet. Und was die Krise so gefährlich
       macht.
       
 (DIR) Kommentar Spanien: Europa rettet sich zu Tode
       
       Auch in Spanien kuriert die Eurogruppe nur an den Symptomen der Krise
       herum. Ihre hilflosen Rettungsversuche verschlimmern die Lage nur.
       
 (DIR) Spanien bittet um Hilfe bei der Bankenkrise: Ein bisschen unterm Schirm
       
       Die Eurogruppe stellt bis zu 100 Milliarden Euro für die spanischen Banken
       bereit. Für die spanische Regierung ist das Hilfsgesuch ein schwerer
       Schlag.
       
 (DIR) Bankenkrise in Spanien: EU will helfen
       
       Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds braucht Spanien
       kurzfristig 40 Milliarden Euro zur Stabilisierung des Bankensystems. Es
       könnte aber auch doppelt so viel sein.
       
 (DIR) Nächste Stufe der Finanzkrise: Spanien schielt nach dem Schirm
       
       Nach der Herabsetzung durch eine Ratingagentur wächst der Druck auf
       Spanien. Gerüchte, das Land wolle EU-Milliardenhilfe in Anspruch nehmen,
       werden dementiert.
       
 (DIR) EU-Hilfen für Spanien: Lieber ein Hilfsprogramm „light“?
       
       Spaniens Banken bräuchten Hilfe, doch der EU-Rettungsschirm darf nicht
       selektiv helfen. Nun wird hinter den Kulissen über ein kleineres
       Hilsprogramm diskutiert.
       
 (DIR) Kommentar Rettungsschirm: Spanien unterm Rettungsschirm
       
       Wirtschaftlich kann sich Europa Spaniens Pleite nicht leisten. Das Land
       jetzt allein zu lassen wäre mehr als verwerflich: Schließlich hat
       Deutschland kräftig mitverdient.