# taz.de -- Menschenaffen-Genom entschlüsselt: Unsere unterschiedlichen Vettern
       
       > Bonobos sind friedfertig, Schimpansen aggressiv. Und beide sind dem
       > Menschen ähnlicher als einander. Was sagt uns das über die gemeinsamen
       > Vorfahren?
       
 (IMG) Bild: Kuschelige Gesellschaft: Make love, not war.
       
       LONDON dapd | Forscher haben erstmals das Erbgut eines Bonobo
       entschlüsselt. Damit ist nun auch die genetische Basis des letzten noch
       fehlenden Menschenaffen bekannt.
       
       Die Bonobos gehören nach den Schimpansen zu den engsten Verwandten des
       Menschen. In rund drei Prozent unserer Gene sind wir den Bonobos
       beziehungsweise den Schimpansen sogar ähnlicher als beide Affenarten sich
       untereinander, wie die Wissenschaftler in [1][Nature] berichten.
       
       Von der Entschlüsselung des Bonobo-Genoms erhofft sich das internationale
       Forscherteam unter Leitung von Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für
       evolutionäre Anthropologie in Leipzig vor allem Aufschluss über die
       Evolution vieler Merkmale und Verhaltensweisen, die wir Menschen mit einem
       der beiden Menschenaffenarten teilen.
       
       Während sich die Stammeslinien von Schimpanse und Mensch bereits vor fünf
       bis sieben Millionen Jahren voneinander trennten, spalteten sich die
       Bonobos (Pan paniscus) erst vor knapp zwei Millionen Jahren von den
       Schimpansen ab. Das Erbgut beider Affenarten zeige keine Hinweise, dass es
       nach dieser Trennung noch Kreuzungen zwischen beiden gegeben habe.
       
       ## Verschiedene Immunsysteme
       
       „Das passt zur Theorie, dass die Entstehung des Kongo-Flusses vor 2,5 bis
       1,5 Millionen Jahren eine Barriere zwischen beiden bildete“, schreiben
       Erstautor Kay Prüfer vom Leipziger Max-Planck-Institut und seine Kollegen.
       Bis heute leben Bonobos nur in einem relativ kleinen Gebiet südlich des
       Kongo-Flusses.
       
       Deutliche genetische Unterschiede zwischen Schimpanse und Bonobo fanden die
       Forscher nun unter anderem bei wichtigen Genbausteinen des Immunsystems.
       Dieser sogenannte Major histocompatibility Complex (MHC) sei bei den
       Schimpansen stark verändert, berichten die Wissenschaftler. Das liege
       vermutlich daran, dass diese häufiger mit Krankheitserregern, darunter auch
       der Affenvariante des Aidserregers, in Kontakt kamen. Sie mussten sich
       stärker daran anpassen, solche Infektionen abzuwehren als die Bonobos.
       
       Das jetzt entschlüsselte Erbgut des Bonobo könnte erklären helfen, warum
       sich das Verhalten dieser Menschenaffen so stark von dem der Schimpansen
       unterscheidet - obwohl sich beide äußerlich so ähnlich sehen. So kämpfen
       Schimpansen-Männchen beispielsweise aggressiv um die Rangfolge in der
       Gruppe und um die Weibchen und verteidigen ihre Gruppe und ihr Territorium
       gegenüber anderen Schimpansengruppen.
       
       ## Bonobos im Matriarchat
       
       Bonobos sind dagegen deutlich friedfertiger: Bei ihnen spielt die Rangfolge
       keine so große Rolle, meist haben ohnehin die Weibchen das Sagen. Konflikte
       werden eher mit Sex als mit Aggressionen gelöst - nach dem Motto: Make love
       not war.
       
       „Sowohl Schimpansen als auch Bonobos besitzen bestimmte Eigenschaften, in
       denen sie uns Menschen ähnlicher sind als sich untereinander“, sagen die
       Forscher. Man könne daher nur schwer einschätzen, wie sich der gemeinsame
       Vorfahre von Mensch, Schimpanse und Bonobo einst verhalten habe. Aufschluss
       darüber erhoffen sich die Forscher nun aus dem Vergleich des Erbguts von
       Mensch und beiden Menschenaffen.
       
       Das Rohmaterial für die Erbgutentschlüsselung lieferte das Bonobo-Weibchen
       Ulindi aus dem Leipziger Zoo. Aus Blutproben isolierten die Forscher die
       DNA des Menschenaffen und verglichen sie mit der des Menschen und des
       Schimpansen.
       
       14 Jun 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.nature.com/
       
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