# taz.de -- Kommentar Münchner Flughafen: Kleingeistig? Na und!
       
       > Die Münchner wählten lokal und dachten global: Die überraschende
       > Ablehnung des Großflughafens ist eine Solidaritätserklärung mit dem
       > lärmgeplagten Umland.
       
 (IMG) Bild: Runter kommen sie immer: Im Herbst wurde die neue Landebahn eröffnet. Anwohner protestieren weiter.
       
       Welch eine Überraschung! Obwohl die allermeisten Münchner nicht direkt von
       der Erweiterung ihres Großflughafens betroffen sind, lehnte eine deutliche
       Mehrheit die geplante dritte Start- und Landebahn am Sonntag in einem
       Bürgerentscheid ab.
       
       Selten hatte ein kommunaler Bürgerentscheid, an den die Stadt München als
       Miteignerin des Flughafens gebunden ist, eine so weit reichende Bedeutung.
       Anders gesagt: Die Münchner wählten lokal, aber sie dachten global.
       
       Ohne dritte Start- und Landebahn sei die Funktion des Flughafens als
       zweitgrößtes Luftdrehkreuz in Deutschland langfristig nicht zu halten,
       betonten die Ausbaufreunde. Man müsse auf tausende neue Arbeitsplätze
       verzichten. Knappe Antwort der Münchner: Na und! Wollen wir nicht, brauchen
       wir nicht!
       
       Für sie sind die Grenzen des Wachstums erreicht. Ihre Haltung ist von der
       Solidarität mit dem lärmgeplagten Umland geprägt: Wenn zwei Landebahnen
       nicht ausreichen, sollen die Flugzeuge, die um den Globus jetten, eben
       woanders (zwischen)landen.
       
       Die Flughafenfans mögen das kleingeistig finden, letztlich ist es rational.
       München und sein Umland brauchen keine Jobs um jeden Preis – im Unterschied
       zu Leipzig und Berlin. In München und Umgebung herrscht de facto
       Vollbeschäftigung. Noch mehr Jobs auf dem Flughafen – vor allem relativ
       schlecht bezahlte wie beim Wachschutz oder im Einzelhandel – sind für viele
       Münchner nicht erstrebenswert. Zudem bedeuten neue Jobs: noch mehr Staus,
       noch mehr überfüllte U-Bahnen, noch höhere Mieten, noch teurere Immobilien.
       
       Das alles wollen die Münchner nicht. Die Münchner Stadtverwaltung sollte
       dieses Votum ernst nehmen. Nicht nur in Sachen Flughafen.
       
       18 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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