# taz.de -- Supercomputer in München: Sehr, sehr schnelle Heizung
       
       > Supercomputer werden immer schneller. Im Moment halten auch zwei deutsche
       > Anlagen Platzierungen in der schnell veränderlichen Liste der schnellsten
       > 10.
       
 (IMG) Bild: Für die einen ist es ein Supercomputer, für die anderen die größte Heizung der Welt: SuperMUC im Leibniz-Rechenzentrum.
       
       MANNHEIM/HAMBURG dpa | Der erst kürzlich fertiggestellte Supercomputer
       "SuperMuc" im Leibniz-Rechenzentrum bei München ist Europas
       leistungsfähigste Anlage und rangiert auf der aktuellen Liste der
       schnellsten Supercomputer auf Platz vier. Die Liste wird traditionell zum
       Start der International Supercomputer Conference veröffentlicht, die am
       Montag in Hamburg begann.
       
       Die Spitzenleistung von 2,8 Petaflop (Billiarden Rechenschritten) pro
       Sekunde der IBM-Anlage steht Forschern an den Münchner Universitäten und
       der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zur Verfügung. Die Rechenanlage
       JuQueen im Forschungszentrum Jülich, ebenfalls von IBM, schaffte es auf den
       achten Platz. Das System kommt auf eine Spitzenleistung von 1,38 Petaflop.
       
       Weltschnellster Rechner ist die IBM-Anlage Sequoia im Lawrence Livermore
       National Laboratory des US-Energieministeriums, wo unter anderem
       Kernforschung betrieben und neue Energiequellen erforscht werden. Mit einer
       Leistung von nun 16,32 Petaflop hat Sequoia die USA erstmals seit November
       2009 wieder an die Weltspitze zurückgebracht. Auf der jüngsten Liste von
       November hatte der „K Computer“ des Herstellers Fujitsu den einstigen
       Spitzenreiter erneut spielend hinter sich gelassen.
       
       Das „K“-System, das nun mit 10,51 Petaflops den zweiten Platz belegt, steht
       im japanischen Kobe und wird im RIKEN-Institut für physikalische und
       chemische Forschung eingesetzt. Es gilt als eines der energieeffizientesten
       Systeme weltweit. Auf dem dritten Platz folgt „Mira“, ein IBM-System, das
       vom Argonne National Laboratory im US-Bundesstaat Illinois betrieben wird
       und auf 8,15 Petaflop pro Sekunde kommt.
       
       Mit Europas schnellstem Rechner will das Leibniz Supercomputing Center
       (LRZ) jedoch nicht allein in Sachen Schnelligkeit punkten, die mit der
       Arbeit von mehr als 110 000 Personal Computern vergleichbar ist.
       
       ## Computer als Heizung
       
       Die Anlage soll auch in Sachen Energieeffizienz beispielhaft sein. Dafür
       haben die Entwickler von IBM eine besondere, ganz neue Art der Kühlung
       entwickelt: Die Anlage werde mit einem Wasserkreislauf kühl gehalten, die
       Abwärme könne gleichzeitig für die Beheizung der Räume genutzt werden,
       erklärt Hans-Jürgen Rehm von IBM. Bis zu 50 Prozent der Energie, die für
       den Betrieb einer solchen Rechenanlage nötig ist, entfällt inzwischen nicht
       auf die eigentliche Rechenarbeit, sondern auf die Kühlung der Systeme.
       
       Mit Italien und Frankreich kamen diesmal zwei weitere Supercomputer aus
       Europa unter die Top Ten. Mit dem IBM-System Fermi gelangt mit dem siebten
       Platz erstmals Italien unter die ersten der Weltrangliste (1,72 Petaflop
       pro Sekunde). Frankreich rangiert mit der Anlage „Curie thin nodes“ auf
       Platz neun.
       
       Schlusslicht der Top Ten bildet der Supercomputer Nebulae aus dem
       chinesischen Supercomputer-Zentrum in Shenzen. Seine einst schnellste
       Anlage, Tianhe-1A („Milchstraße“) aus dem Supercomputer-Zentrum in Tianjin,
       vor einem halben Jahr noch auf Platz zwei, brachte China auf dem fünften
       Platz unter.
       
       Die Liste der „Top 500“ wird zweimal im Jahr zur International
       Supercomputing Conference (ISC) veröffentlicht. Die Konferenz findet
       abwechselnd in den USA und in Deutschland statt, hierzulande diesmal erneut
       in Hamburg. Sowohl die Rangliste der weltschnellsten Supercomputer als auch
       die Konferenz-Ausrichtung geht maßgeblich auf den Mannheimer Informatiker
       Hans Werner Meuer zurück.
       
       Der Betrieb eigener Supercomputer-Anlagen und deren enormen
       Rechenleistungen werden für viele Länder immer wichtiger. Mit ihnen lassen
       sich zum Beispiel Klimaveränderungen berechnen und Katastrophen wie
       Erdbeben vorhersagen. Auch die hochkomplexen Strukturen und Eigenschaften
       von Proteinen können damit erforscht werden, was in der Biologie und in der
       Medizin, etwa bei der Bekämpfung von Krankheiten wie Alzheimer oder der
       Parkinson-Krankheit von großer Bedeutung ist.
       
       19 Jun 2012
       
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