# taz.de -- Sicherheit der Atomforschung: Versuchsreaktoren fallen durch
       
       > Erstmals sind Forschungsreaktoren einem Stresstest unterzogen worden. Die
       > in Mainz und Berlin sind nicht sicher, deshalb gibt es ein neues
       > Notfallhandbuch.
       
 (IMG) Bild: Da hieß es noch Hahn-Meitner-Institut und war nicht sicherer: Das Berliner Helmholtz-Zentrum im Jahr 1997.
       
       BERLIN taz | Die wichtigste Expertenkommission zur nuklearen Sicherheit in
       Deutschland hat Zweifel an der Sicherheit der Forschungsreaktoren in Berlin
       und Mainz.
       
       Der Hauptstadtreaktor würde selbst dem Absturz eines kleinen
       Verkehrsflugzeuges nicht standhalten, schreibt die
       Reaktorsicherheitskommission (RSK) in einem gestern auf ihrer Internetseite
       veröffentlichten Bericht.
       
       Das Expertengremium hatte nach dem Atomunfall in Fukushima auf Verlangen
       des Bundestags erstmals einen Stresstest für Forschungsreaktoren
       durchgeführt. Sie sind etwa 100 Mal kleiner als Kernkraftwerke, trotzdem
       gehen auch von ihnen Gefahren aus.
       
       Sollte es im Reaktor BER-II des Helmholz-Zentrums in einem Waldgebiet am
       südwestlichen Rand von Berlin zu einer Kernschmelze kommen, müsste eine
       Evakuierungszone von drei Kilometer Radius errichtet werden, zitiert die
       Kommission den Betreiber. Außerdem müssten in einem Umkreis von 20
       Kilometern Jodtabletten an Kinder verteilt werden.
       
       „Nach Meinung der RSK sollten weitergehende Überlegungen zur Robustheit des
       BER-II bezüglich Flugzeugabsturz angestellt werden“, heißt es in dem
       Bericht. Die 30 Uran-Brennstäbe in dem 1973 erbauten Reaktor schwimmen in
       einem Wasserbecken mit einer zwei Meter dicken Betonwand. Das
       Reaktorgebäude selbst ist nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert.
       
       ## Auf neuen Flughafen warten
       
       Die wohl sicherste Schutzmaßnahme, der Bau einer Betonkuppel wie bei
       Kernkraftwerken, ist nach Darstellung des Helmholz-Zentrums nicht möglich.
       Dafür müsse man die Anlage komplett abreißen, sagte Institutssprecherin Ina
       Helms der taz. Man überarbeite das Notfallhandbuch, den
       Katastrophenschutzplan sowie das Brandschutzkonzept.
       
       Nur drei Kilometer östlich des Versuchsreaktors am Wannsee führen mehrere
       Abflugrouten für den neuen Airport Berlin Brandenburg vorbei. Die Deutsche
       Flugsicherung will die Korridore jedoch nicht ändern. „Es gibt keine
       gesetzlichen Vorschriften, dass atomare Anlagen nicht überflogen werden
       dürfen“, sagte ein Sprecher. Die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt will
       abwarten, bis der neue Flughafen in Betrieb geht und die Flugfrequenz
       prüfen.
       
       Für den Forschungsreaktor Mainz mahnt die RSK weitere Untersuchungen zu den
       Folgen von brennendem Treibstoff nach einem Flugzeugabsturz an. Die RSK
       weist darauf hin, dass sie sich auf Angaben der Universität verlassen
       musste. Aus den Unterlagen ließe sich nicht erkennen, ob die Aussagen
       atomrechtlich geprüft und bestätigt seien.
       
       Die Atomaufsicht im Wirtschaftsministerium von Rheinland-Pfalz hält eine
       Auslegung des Reaktors gegen Flugzeuabstürze wegen der „inhärenten
       Sicherheit und der geringen Brennstoffmasse“ für nicht erforderlich.
       
       19 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manuel Berkel
       
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