# taz.de -- Milliardenhilfen für Spanien: Stress mit den Banken
       
       > Für seine maroden Banken braucht Madrid bis zu 62 Milliarden Euro. Die
       > Eurogruppe will schnell entscheiden. Die Bedingungen werden die
       > Bevölkerung belasten.
       
 (IMG) Bild: Bank in Schieflage: Unter anderem für die marode Bankia braucht Spanien EU-Hilfen.
       
       MADRID taz | Die Euro-Länder fordern eine Anfrage Spaniens für Bankenhilfen
       bis zum nächsten Montag. Die Eurogruppe könne dann am 9. Juli über die
       Notkredite entscheiden, kündigte EU-Währungskommissar Olli Rehn am späten
       Donnerstagabend in Luxemburg an.
       
       Spaniens Banken und Sparkassen brauchen mindestens 16 Milliaden und
       höchstens 62 Milliarden Euro, um wieder auf die Beine zu kommen. Das
       erklärte der Präsident der spanischen Zentralbank Luis Linde. Das
       entspricht zwischen zwei und sechs Prozent des spanischen BIP.
       
       Die Zahlen gehen aus den beiden Berichten hervor, die die von der
       spanischen Regierung beauftragten, privaten Beraterfirmen Roland Berger aus
       Deutschland und Oliver Wyman aus USA am Donnerstag der spanischen
       Zentralbank übergeben haben. Sie unterzogen die spanischen Banken und
       Sparkassen einmal mehr einem Stresstest, der von vier verschiedenen
       ungünstigen Wirtschaftssituationen ausging. Der Extremfall geht davon aus,
       dass Bauland bis zu 90 Prozetn an Wert verliert.
       
       Wie viele Geldinstitute angeschlagen sind, und wie viel pro Bank oder Kasse
       gebraucht wird, soll erst im Laufe des Sommers veröffentlicht werden.
       Finanzminister Luis de Guindo kündigte an, Spanien werde in den nächsten
       Tagen förmlich Hilfe bei der EU beantragen. Es wird erwartet, dass dies
       schon am Freitag auf dem Gipfel der europäischen Finanzminister geschehen
       könnte.
       
       ## Doppelte Krise des Finanzsystems
       
       Brüssel hatte bereits vor knapp zwei Wochen beschlossen, Spanien bei der
       Bankenkrise zu helfen. Spanien war auf dem G20 in Mexico gedrängt worden,
       angesichts des ständig steigenden Riskozuschlags bei Staatsanleihen und der
       Ansteckungsgefahr für Italien, umgehend zu handeln.
       
       Spaniens Finanzsystem war durch eine doppelte Krise in Schräglage geraten.
       Zum einen leidet es unter der internationalen Finanzkrise und zum anderen
       unter der nationalen Immobilienkrise. Nachdem Platzen der
       Spekulationsblase, die zehn Jahre lang die Preise für Grundstücke und
       Immobilien in nie dagewesene Höhe trieb, bleiben die Banken zusehends auf
       nicht mehr bedienten Krediten sitzen. Diese toxischen Aktivposten
       ruinierten mehrere Sparkassen völlig.
       
       Am bekanntesten ist der Fall Bankia, eines Zusammenschlusses von sieben
       Instituten rund um die hauptstädtische Caja Madrid. Dieser kollabierte im
       Mai und musste teilverstaatlicht werden. Neben den bereits vom staatlichen
       Bankenrettungsfond FROB investierten 4,5 Milliarden Euro wird das
       viertgrößte spanische Geldinstitut wohl weitere 19 Milliarden Euro
       brauchen.
       
       Drei kleinere Sparkassen, die bereits zuvor vom Staat übernommen wurden,
       sollen im Herbst versteigert werden. Dies wird wohl kaum ohne Verlust über
       die Bühne gehen. Bei vom FROB übernommenen Instituten stieg die Summe des
       nichtbedienten Kreditvolumens 2011 um 41 Prozent.
       
       ## IWF-Rezept: Steuern erhöhen, Löhne senken
       
       Die Euro-Hilfsmilliarden werden ebenfalls an den FROB fließen. Diese
       staatliche Institution, die zu Beginn der Finanzkrise eingerichtet wurde,
       verleiht das Geld weiter an die Geldinstitute und beaufsichtigt zusammen
       mit der Troika aus Europäischer Zentralbank, der EU-Kommission und dem
       Internationalen Währungsfond (IWF) die Sanierung der Banken.
       
       Der EU-Kommissionsvizepräsident, der Spanier Joaquín Almunia, erklärte
       bereits Ende vergangener Woche, dass wohl mehrere Finanzinstitute
       abgewickelt werden müssen. Der spanische Finanzminister Luis de Guindos
       weißt dies bisher weit von sich. Sein Ministerium verhandelt in Brüssel die
       Bedingungen für den Kredit. Weder Laufzeit noch Zinsen sind bisher klar.
       
       Auch die Auflagen, die die Troika für den Kredit stellen wird, lassen auf
       sich warten. Allerdings werden sich schwere soziale Kosten kaum vermeiden
       lassen. Der IWF verlangt bereits jetzt eine Anhebung Mehrwertsteuer sowie
       eine umgehende Anhebung des Rentenalter und eine Senkung des
       Arbeitslosengeldes und der Löhne und Gehälter im Öffentlichen Dienst. (mit
       dpa)
       
       22 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
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