# taz.de -- Anstieg des Meeresspiegels: Bis zu fünf Meter
       
       > Eine Studie prognostiziert einen gefährlichen Anstieg des Meeresspiegels
       > in den nächsten 300 Jahren. Das zugrunde liegende Datenmodell ist
       > komplexer als bei früheren Projektionen.
       
 (IMG) Bild: Stiege der Meeresspiegel wie vorhergesagt, müssten diese polnischen Nonnen schnorcheln.
       
       POTSDAM afp | Selbst bei einer auf zwei Grad Celsius begrenzten globalen
       Erwärmung muss weltweit mit einem erheblichen Meeresspiegel-Anstieg von 1,5
       bis vier Metern bis zum Jahr 2300 gerechnet werden. Zu diesem Ergebnis
       kommt die neue Studie eines deutsch-niederländisch-australischen
       Forscherteams, wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am
       Sonntag mitteilte.
       
       Als den wahrscheinlichsten Schätzwert errechneten die Experten für dieses
       Klimawandel-Szenario einen Meeresspiegelanstieg von 2,7 Metern. Die Folgen
       für Küstenstädte und -gebiete wären erheblich, sagte der bekannte
       PIK-Forscher und Studien-Mitautor, Stefan Rahmstorf.
       
       „Für New York City zum Beispiel wurde gezeigt, dass ein Anstieg des
       Meeresspiegels um einen Meter die Häufigkeit schwerer Überflutungen von
       einmal pro Jahrhundert auf einmal alle drei Jahre steigern könnte.“ Auch
       niedrig liegende Länder wie Bangladesch wären betroffen.
       
       ## Erste realistische Projektion
       
       Nach Angaben der Verfasser handelt es sich bei der Studie, die nun in der
       Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht wurde, um die erste
       realistische Projektion des klimabedingten Meeresspiegelanstiegs über einen
       derart langen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten. Sie stützt sich dabei
       auf Beobachtungen im vergangenen Jahrtausend und überträgt diese auf
       Szenarien für die künftige Entwicklung der Treibhausgasemissionen.
       
       Wesentlicher Fortschritt gegenüber älteren Studie sei die Einbeziehung der
       Effekte der abschmelzenden Eismassen etwa an den Polen, erklärte das PIK.
       Bislang hätten diese nur die wärmebedingte Volumenausdehnung des
       Meerwassers berücksichtigt. An diesem Punkt aber sei die Forschung
       inzwischen weiter. Die neue Untersuchung biete daher plausible Schätzungen
       für eine Risiko-Analyse.
       
       ## Ökonomische Schäden und Flüchtlingskatastrophen
       
       Der Meeresspiegelanstieg gilt als eine potenziell besonders verheerende
       Begleiterscheinung des Klimawandels. Weltweit leben viele hundert Millionen
       Menschen in niedrigen küstennahen Gebieten. Betroffen wären neben vielen
       armen Staaten auch wichtige weltwirtschaftliche Zentren, etwa in Asien.
       Sollten sie unbewohnbar werden, drohen immense ökonomische Schäden und
       Flüchtlingskatastrophen.
       
       Das von den Forschern als Bezugspunkt gewählte Zwei-Grad-Ziel ist die
       Grenze, auf die die internationale Staatengemeinschaft den
       Temperaturanstieg möglichst begrenzen will. In dieser Größenordnung gelten
       die Folgen noch als halbwegs beherrschbar. Experten bezweifeln angesichts
       der weiter schleppenden Klimaschutz-Fortschritte allerdings zunehmend, dass
       das Ziel eingehalten werden kann.
       
       Bei einer stärkeren Temperaturerhöhung um drei Grad würde der Meeresspiegel
       entsprechend stärker steigen, errechneten die Forscher laut PIK. Dann wären
       es voraussichtlich zwei bis fünf Meter, als bester Schätzwert gelte dann
       ein Wert von 3,5. Andersherum würde der Anstieg des Meeres bei einer
       Begrenzung der Temperatursteigerung auf unter 1,5 Grad auch deutlich
       niedriger ausfallen.
       
       Hauptautor der Untersuchung ist der niederländische Klimaforscher Michiel
       Schaeffer, ebenfalls beteiligt war der australische Wissenschaftler Bill
       Hare. Beide arbeiten bei der in Berlin angesiedelten nicht-kommerziellen
       Organisation "Climate Analytics", die Klima-Analysen erstellt und mit dem
       PIK kooperiert.
       
       25 Jun 2012
       
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