# taz.de -- Fernsehserie „Newsroom“: Wie hätten Sie Ihre Nachrichten gern?
       
       > Nach der Premiere beim US-Pay-TV-Sender HBO startet nun „The Newsroom“
       > beim deutschen Pendant Sky. Die Serie beschwört den journalistischen
       > Geist der Watergate-Ära.
       
 (IMG) Bild: Der „Newsroom“ als Traum eines aufgeklärten Amerikas: Investigative US-Journalisten als vierte Gewalt.
       
       Am Anfang steht eine Abrechnung: Nachrichtenmoderator Will McAvoy wird bei
       einer Podiumsdiskussion gedrängt, folgende Frage einer grinsenden, blonden
       Studentin zu beantworten: Was macht Amerika so großartig?
       
       Da platzt dem Journalisten der Kragen: In einer endlosen Schimpftirade
       zählt er die jüngsten Schandtaten der US-Geschichte auf: „Wenn Sie mich
       fragen, was Amerika so großartig macht, ich habe verdammt noch mal keine
       Ahnung!“ Den Studenten bleibt bei so viel unpatriotischer, schonungsloser
       Ehrlichkeit die Spucke weg, die Nation ist entsetzt.
       
       Der Eklat ist die Schlüsselszene für Will McAvoy, Anchorman der fiktiven
       Newsshow „News Night“ beim fiktiven Nachrichtensender ACN – von jetzt an
       hat er keine Lust mehr auf heuchlerische Präsentation von weichgespülten
       Nachrichten. Er wendet sich an seine Zuschauer und spricht Klartext: Die
       Nachrichten haben versagt. Zu sehr wurde auf die Quote gesetzt und den
       Zuschauern Sensationsmache statt Fakten geliefert.
       
       In „The Newsroom“ will sich ein TV-Veteran noch einmal auf seinen
       zwischenzeitlich verschütteten Anspruch besinnen, guten Journalismus zu
       machen, ohne sich von der Quote jagen zu lassen.
       
       ## Tiere, Titten, Tote
       
       Das Skript und die Idee dafür lieferte Aaron Sorkin, einer der wichtigsten
       Drehbuchautoren der USA. Er schrieb bereits das Drehbuch zur
       White-House-Serie „The West Wing“ und zum Facebookfilm „The Social
       Network“. Für den Plot zu seiner neuen Serie hat Aaron Sorkin selbst in
       Newsrooms recherchiert, etwa bei CNN und Fox News.
       
       In „The Newsroom“ kritisiert er genau diese Medien – und das zu Recht. Wer
       sich tatsächlich einmal ausgiebig amerikanischen Nachrichten auf Fox News
       widmet, blickt in den Abgrund des amerikanischen Journalismus.
       
       Gegen das, was dort allabendlich als Nachrichten präsentiert wird, sind
       hierzulande selbst die RTL2-Nachrichten Bildungsfernsehen. Bei einem
       Großteil der amerikanischen Nachrichten regieren die drei T: Tiere, Titten,
       Tote: „Wenn wir uns die Nachrichten heutzutage anschauen, was uns
       präsentiert wird und wie es präsentiert wird“, sagt Aaron Sorkin, „ist das
       in Wahrheit eher eine Unterhaltungshow als eine Nachrichtensendung. Und das
       ist nicht gut.“
       
       ## Idealistischer Anspruch
       
       Jeff Daniels spielt den aufbrausenden News-Anchorman McAvoy, der mit einem
       neuen Team aus dem zynischen Fernsehalltag ausbrechen will. Drehbuchautor
       Sorkin hat mit seiner Serie einen sehr idealistischen Anspruch: „Als
       Drehbuchautor haben ich den Impuls, idealistisch und romantisch zu
       schreiben. Die Helden meiner Serie haben alle eine Mission: Sie wollen die
       Nachrichten besser machen. Für sie gibt es in einer Demokratie nichts
       Wichtigeres als eine gut informierte Wählerschaft. Und sie glauben, dass
       viele Nachrichtensender dieser Verantwortung nicht nachkommen.“
       
       Jede einzelne Folge der Serie dreht sich um ein reales Ereignis aus den
       Jahren 2010/2011. So wird zum Bespiel die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko
       oder der Tod von Osama bin Laden zum Serien-Stoff verarbeitet. Das Spinnen
       rund um wahre Ereignisse verbunden mit der Frage, wie darüber berichtet
       werden hätte können, ist die spannendste Facette der Serie. Sorkin mag
       damit altklug wirken, aber er legt damit den Finger in die Wunde eines
       Landes, in der die Mainstreammedien seit dem 11. September eine kritische
       Berichterstattung größtenteils an den Nagel gehängt haben.
       
       Sorkins Serie offenbart auch eine nostalgische Sehnsucht nach der
       Watergateära, in der investigative amerikanische Journalisten noch ihre
       Aufgabe als vierte Gewalt erfüllten. Und das ist die Botschaft von Aaaron
       Sorkin: Amerika ist nicht großartig. Könnte es aber sein.
       
       Dass das Thema in den USA einen Nerv trifft, zeigt der Umgang der großen
       Nachrichtensender mit der Serie. In den echten Newsrooms von CNN und Fox
       News wird die Serie zwar mit Spannung erwartet, aber äußern möchte sich
       kein Fernsehjournalist dazu. Zu groß ist die Angst, das eigene Nest zu
       beschmutzen.
       
       26 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hanna Ender
       
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