# taz.de -- Neuer Bericht zu Integration und Migration: Wenig Interesse am deutschen Pass
       
       > Nur wenige Einwanderer haben Interesse an der deutschen
       > Staatsbürgerschaft, heißt es im neuen Integrationsbericht. Die
       > Betroffenen wollen oft ihren alten Pass behalten.
       
 (IMG) Bild: Nur wenige Einwanderer interessieren sich für die Urkunde.
       
       BERLIN dapd | Unter Einwanderern besteht ein verbreitetes Desinteresse, die
       deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben. Das geht aus einer Studie des
       Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration
       hervor, die im Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Zugleich erbrachte die
       Expertise eine hohe Akzeptanz für verpflichtende Integrationskurse.
       Verbreitet beklagen Migranten Hindernisse auf dem Arbeitsmarkt.
       
       Befragt wurden in Berlin und Stuttgart 1.220 Einwanderer aus der Türkei,
       aus Asien, vom Balkan und aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Von jenen,
       die keinen deutschen Pass haben, sagten 23,2 Prozent, dass sie diesen
       erwerben wollen. 61,5 Prozent haben kein Interesse daran. 15,3 Prozent
       waren unentschlossen.
       
       Migranten aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion haben mit 41,4 Prozent noch
       ein vergleichsweise hohes Interesse, Deutscher zu werden. Bei Einwanderern
       aus Asien und vom Balkan gab jeweils gut ein Viertel Interesse an, bei
       Migranten aus der Türkei war dies nur bei 15,1 Prozent der Fall. Mehr als
       die Hälfte der Betroffenen insgesamt möchten nicht die eigene
       Staatsbürgerschaft aufgeben, um Deutscher zu werden.
       
       Wenig ausgeprägt ist auch Wahlbereitschaft der nichtdeutschen Migranten.
       Nur 54,7 Prozent der Befragten gab an, dass sie an einer Bundestagswahl
       teilnehmen würden, wenn sie das Recht zur Stimmabgabe hätten. Fast die
       Hälfte der Befragten schätzte sich generell als unpolitisch ein. Daneben
       meinte auch je ein Fünftel, dass ihre Meinung von keiner Partei vertreten
       wird und ihre Beteiligung an der Wahl keinen Unterschied machen würde.
       Gleichwohl finden zwei Drittel, dass die Bundesrepublik mehr Abgeordnete
       mit Migrationshintergrund bräuchte.
       
       Gut ein Viertel der Befragten hat einen Integrationskurs besucht, 95,7
       Prozent bestätigten, dass er ihnen geholfen hat, Grundkenntnisse der
       deutschen Sprache zu erwerben. Für 83,7 Prozent war er hilfreich, um sich
       in Deutschland mehr zu Hause zu fühlen.
       
       Die Integration auf dem Arbeitsmarkt funktioniert aus der Sicht der meisten
       Befragten gut. Von ihnen ging gut die Hälfte einer bezahlten Arbeit nach,
       knapp zwölf Prozent suchte eine Beschäftigung. Die anderen gingen zur
       Schule, studierten, waren mit der Versorgung von Kindern oder Älteren sowie
       mit Hausarbeit befasst. 32,4 Prozent klagten über Arbeitsverträge mit sehr
       kurzer Dauer. 21,5 Prozent kritisierten Diskriminierungen am Arbeitsmarkt.
       Diese Entwicklungen gelte es kritisch im Auge zu behalten, mahnten die
       Autoren der Studie.
       
       27 Jun 2012
       
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