# taz.de -- Patriotismus in Öl: Der Anti-Obama-Künstler
       
       > Jon McNaughton malte harmlose Landschaftsbilder. Bis ihm die USA zu links
       > wurden. Nun lässt er den Präsidenten in „patriotischen Bildern“ die
       > Verfassung verbrennen.
       
 (IMG) Bild: McNaughtons neuestes Werk: „The Empowered Man“.
       
       Für 59 Dollar kann er in jedem Wohnzimmer hängen, über dem Schränkchen mit
       dem guten Geschirr, neben den Familienbildern oder hübsch flankiert von der
       amerikanischen Flagge: Barack Obama in Öl. Der Blick grimmig, eine
       brennende Verfassung der Vereinigten Staaten in der Hand. [1][„One Nation
       Under Socialism“] heißt das Werk, gemalt hat es der Amerikaner Jon
       McNaughton.
       
       Es stammt aus seiner Serie „patriotischer Bilder“, die den 44-Jährigen in
       den USA von einem durchschnittlichen Maler von Landschafts- und
       Religionsmotiven zu einem populären konservativen Künstler gemacht hat.
       Seine Originale verkauft er laut der amerikanischen Website
       [2][buzzfeed.com] für sechsstellige Beträge, der grimmige Obama hängt beim
       bekannten Fox-News-Moderator Sean Hannity. „Ich sah es und dachte 'wow'“,
       schmeichelt [3][Hannity dem Künstler in einem Interview mit ihm im April].
       
       Der Wow-Effekt ist McNaugthon mit seinem Stil, den er „Konservativen
       Realismus“ nennt, sicher. „Landschaftsbilder zu zeichnen ist, als würde man
       einen Kieselstein in einen Teich schmeißen und die Wellen anschauen“,
       schreibt McNaugthon der taz. „Wenn ich jetzt meine politischen Bilder male,
       ist es, als würde ich eine Stange Dynamit in den Teich schmeißen.“
       
       Die den Teich nicht unbedingt hübscher macht. Mögen Konservative den Stil
       von McNaughton lieben und viel Geld dafür bezahlen – signierte und
       limitierte Kopien der Originale gibt es für mehrere Hundert Dollar – haben
       Kritiker nicht viel übrig für McNaughtons Kunst. [4][„Das Bild ist
       Schrott“, schreibt Christopher Knight] von der L.A. Times. Und Jerry Saltz
       vom New York Magazine nennt es „typische Propaganda-Kunst“.
       
       ## „Tragödie des Landes“
       
       Tatsächlich hat der im Anzug gemalte Obama mit der brennenden Verfassung in
       der Hand wenig von einem Sozialisten. Da braucht es schon den Titel, um die
       Intention klarzumachen. Dass McNaughton als Anti-Obama-Künstler bezeichnet
       wird, stört ihn mitnichten. „Ich will, dass der Betrachter auf dramatische
       Art und Weise sieht, welche Wahl sie bei der kommenden Wahl haben.“
       
       Damit diese nicht zugunsten einer zweiten Amtszeit von Obama ausfällt,
       bannt der Künstler aus Utah seit 2008 seine politischen Ideologien auf
       Leinwand. Sie tragen Titel wie [5][„The Forgotten Man“], [6][„Wake Up
       America“] und [7][„One Nation Under God“]. Auf McNaugthons Homepage kann
       jeder, der die Botschaft noch nicht verstanden hat, per Mouse-Over über
       jede Wolke („das nationale Defizit“) und jede Flagge auf Halbmast (Symbol
       für die „Tragödie des Landes“) fahren. Um Geld geht es McNaugthon natürlich
       nicht, wobei die Auswahl an Größen, Druckqualitäten und kostspieligen
       Rahmungen in seinem Onlineshop mannigfaltig ist.
       
       ## „Ein Wunder“
       
       Sein neuestes Werk heißt „The Empowered Man“. Es zeigt einen
       Durchschnittsamerikaner mal wieder mit einer Verfassung in der Hand.
       Diesmal brennt sie nicht. „Wenn wir unser Land vor dem finanziellen Ruin
       bewahren wollen, müssen wir uns von unseren Bänken erheben und die Stimme
       erheben,“ erklärt McNaugthon sein Bild. James Madison, „Vater der
       Verfassung“ und 4. Präsident der USA, kniet betend daneben. „Ich bin so
       beeindruckt von dem Mut des Malers. Unglaublich. Ich liebe alle seine
       Bilder“, schreibt Connie auf McNaughtons Facebook-Seite. Userin Sandra
       glaubt gar an „ein Wunder“.
       
       Ein Bild voller Hoffnung: Amerika erhebt sich, der wolkenverhangene Himmel
       klart auf, die amerikanische Flagge weht stolz wieder ganz oben am
       Fahnenmast. Im Original noch zu haben, mindestens 50.000 Dollar müsste ein
       Käufer dafür hinlegen. Wenn Bewunderer Sean Hannity mitbietet, vermutlich
       mehr. Für den nicht ganz so anspruchsvollen Freund patriotischer Kunst tut
       es dann aber vielleicht auch das ungerahmte Poster für 75 Dollar. Inklusive
       30 Tagen Rückgaberecht.
       
       1 Jul 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.mcnaughtonart.com/artwork/view_zoom/421
 (DIR) [2] http://www.buzzfeed.com
 (DIR) [3] http://www.youtube.com/watch?v=iOL9Cxgk3Zk
 (DIR) [4] http://latimesblogs.latimes.com/culturemonster/2012/03/why-a-painting-of-president-obama-with-a-burning-constitution-is-junk.html
 (DIR) [5] http://www.mcnaughtonart.com/artwork/view_zoom/379
 (DIR) [6] http://www.mcnaughtonart.com/artwork/view_zoom/419
 (DIR) [7] http://www.mcnaughtonart.com/artwork/view_zoom/353
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rieke Havertz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA