# taz.de -- Lega Nord wählt neuen Parteivorsitzenden: Vorbild ist die CSU
       
       > Nach dem Abgang von Umberto Bossi versucht die
       > rechtspopulistisch-fremdenfeindliche Lega Nord einen Neuanfang. Die
       > Abspaltung von Italien steht wieder ganz obenan.
       
 (IMG) Bild: Neuer Chef der Lega Nord: Roberto Maroni.
       
       ROM taz | Auf ihrem Parteitag am Sonntag hat die
       rechtspopulistisch-fremdenfeindliche Lega Nord Roberto Maroni mit nur vier
       Gegenstimmen zum neuen Parteichef gewählt. Die Lega, bis zum November 2011
       Koalitionspartner Silvio Berlusconis in Rom, suchte auf diese Weise einen
       Schlussstrich unter die Skandale um ihren Gründer und bisherigen
       Vorsitzenden Umberto Bossi zu setzen.
       
       Zusammengekommen waren die Delegierten nicht umsonst im Städtchen Assago
       vor den Toren Mailands. Hier, in der norditalienischen Provinz, feierte die
       Lega mit ihren Parolen gegen „faule und parasitäre“ Süditaliener,
       „kriminelle“ Ausländer und das „diebische Rom“ ihren Aufstieg.
       
       Auf dem Höhepunkt ihrer Macht regierte sie an der Seite Berlusconis in Rom
       mit, erreichte bei den Regionalwahlen 2010 im nationalen Durchschnitt 12
       Prozent, obwohl sie südlich der Toskana nie antrat.
       
       Doch dann wurde sie im letzten Frühjahr von dem Skandal um die Familie
       ihres Parteichefs kalt erwischt. Hunderttausende Euro aus der Parteikasse –
       die sich aus der öffentlichen Wahlkampfkostenerstattung speiste – waren
       dazu genutzt worden, Luxusautos, Reisen und Hausrenovierungen der Bossis zu
       bezahlen.
       
       Unter Druck der Parteigänger des früheren Innenministers Maroni musste
       Bossi deshalb den Hut nehmen. Dennoch stürzte die Lega bei den
       Kommunalwahlen im Mai 2012 dramatisch ab. Aktuell kommt sie in Umfragen
       noch auf 4,5 Prozent.
       
       ## „Unabhängiges Padanien“
       
       Maroni verspricht jetzt einen Neuanfang und nennt die bayerische CSU als
       Zukunftsmodell – ein Modell, das die Lega Nord allerdings sehr eigenwillig
       interpretiert. So schließt sie den Verzicht auf eine Kandidatur bei den
       nächsten nationalen Parlamentswahlen im April 2013 nicht aus, um sich auf
       das nördliche „Padanien“ zu konzentrieren.
       
       Damit wäre eine Rückkehr zu offen sezessionistischen Positionen wieder
       denkbar. Die „Unabhängigkeit Padaniens“ blieb jedenfalls am Sonntag in
       Artikel eins des Parteistatuts als oberstes Ziel festgeschrieben.
       
       Außerdem forderte der Parteitag eine Aufteilung der italienischen
       Staatsschulden auf die Regionen, um die Abkoppelung vom Süden Italiens
       voranzutreiben.
       
       2 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Italien
       
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