# taz.de -- Strafgerichtsdelegation aus libyscher Haft: Verschlüsselter Brief für Gaddafi-Sohn
       
       > Die von der libyschen Justiz festgehaltene Delegation des Den Haager
       > Strafgerichtshofs ist wieder in den Niederlanden. Der Strafprozess in
       > Libyen wird jedoch fortgeführt.
       
 (IMG) Bild: Die australische Rechtsanwältin Melinda Taylor (r) und ihre Dolmetscherin Helen Assaf (l) kurz nach ihrer Freilassung in Libyen.
       
       DEN HAAG afp | Nach fast einem Monat in libyscher Haft ist die dort unter
       Spionageverdacht festgehaltene Delegation des Internationalen
       Strafgerichtshofs (IStGH) nach Den Haag zurückgekehrt. Die Mitarbeiter des
       Tribunals trafen nach Angaben eines Sprechers in der Nacht zum Dienstag auf
       einem Flughafen in der niederländischen Stadt ein. Das in Libyen gegen sie
       laufende Verfahren wurde aber trotz ihrer Freilassung nicht eingestellt.
       
       Der libysche Vize-Außenminister Mohammed Abdel Asis sagte, die Delegation
       habe das nordafrikanische Land auf Grundlage eines Abkommens, das zwischen
       seiner Regierung und dem Gericht ausgehandelt worden sei, verlassen dürfen.
       
       Die Mitarbeiter waren am Montag freigekommen und durften an der Seite des
       angereisten IStGH-Präsidenten Sang-Hyun Song die Heimreise antreten. In Den
       Haag sollen sie sich dem Gerichtssprecher zufolge nun von den Strapazen
       erholen.
       
       Die vierköpfige Delegation, darunter die australische Anwältin Melinda
       Taylor, war vor mehr als drei Wochen unter Spionageverdacht festgenommen
       worden.
       
       ## Verschlüsselter Brief
       
       Hintergrund war ein Treffen Taylors mit dem Sohn von Ex-Machthaber Muammar
       al-Gaddafi, Seif al-Islam. Libyen wirft Taylor vor, bei dem Treffen einen
       Stift mit einer integrierten Kamera und einen verschlüsselten Brief von
       Mohammed Ismail, einem früheren Vertrauten des Gaddafi-Clans, dabei gehabt
       zu haben.
       
       Die libyschen Behörden sehen in dem Verhalten Taylors einen „Verstoß gegen
       die nationale Sicherheit“. Die Generalstaatsanwaltschaft des Landes hatte
       deshalb Ermittlungen gegen sie eingeleitet.
       
       Der Fall wird nach Angaben des Vize-Außenministers Abdel Asis am 23. Juli
       vor einem libyschen Gericht verhandelt. Es war zunächst unklar, ob die
       Delegation dazu noch einmal nach Libyen reisen muss.
       
       ## Untersuchumng angekündigt
       
       IStGH-Chef Song hatte seinerseits ebenfalls eine Untersuchung gegen die
       Mitarbeiter angekündigt. Jedes Delegationsmitglied, dem Fehlverhalten
       nachgewiesen werde, müsse mit „angemessenen Sanktionen“ rechnen, sagte er.
       
       Neben Taylor gehörten dem Team eine libanesische Übersetzerin, ein Russe
       und ein Spanier an. Sie waren nach Libyen gereist, um Seif al-Islam bei der
       Vorbereitung seiner Verteidigung zu beraten.
       
       Der Haager Gerichtshof und Libyen streiten seit Monaten darüber, wo
       al-Islam der Prozess gemacht werden soll. Dem Sohn Gaddafis werden
       Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim Vorgehen der libyschen Führung
       gegen die Protestbewegung vorgeworfen.
       
       Er war im November gefangen genommen worden. Anfang April forderte der
       IStGH seine sofortige Überstellung nach Den Haag. Die libysche Regierung
       legte Widerspruch dagegen ein und will ihn im eigenen Land vor Gericht
       stellen.
       
       3 Jul 2012
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Gaddafi
       
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