# taz.de -- Kartellbildung bei Kreditkartenfirmen: Milliarden von Visa und Mastercard
       
       > Die großen Kreditkartenfirmen hatten sich abgesprochen, um hohe Gebühren
       > zu kassieren. Nun müssen sie Milliarden Dollar an Händler und Supermärkte
       > zahlen.
       
 (IMG) Bild: Zu eng miteinander gearbeitet: Visa und Mastercard.
       
       NEW YORK/BERLIN reuters/taz | Es dürfte der größte Kartellvergleich aller
       Zeiten sein. In den USA haben sich Einzelhändler und Finanzkonzerne nach
       einem langjährigen Rechtsstreit geeinigt: Die führenden
       Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard sowie ein Dutzend größerer
       US-Banken zahlen den Händlern insgesamt rund 6 Milliarden Dollar zurück –
       allein Visa muss 4 Milliarden berappen. Weitere 1,2 Milliarden Dollar
       sollen den Handelsunternehmen in Form zeitweilig niedrigerer
       Kreditkartengebühren zugutekommen. Solche Gebühren müssen Händler jedes Mal
       entrichten, wenn jemand mit Kreditkarte bezahlt.
       
       2005 hatten zahlreiche Händler, darunter auch große Supermarkt- und
       Drogerieketten, Klage eingereicht. Der Vorwurf: Die Kreditkartenfirmen
       hätten sich bei der Festsetzung der Gebühren abgesprochen und so
       ungerechtfertigt hohe Zahlungen durchgesetzt. Die New Yorker Richter sahen
       das nun auch so.
       
       Der Vergleich sieht auch vor, dass die Einzelhändler künftig kollektiv mit
       den Kreditkartenunternehmen über Vertragsbedingungen verhandeln können, was
       ihre Verhandlungsmacht stärkt. Sie dürfen anders als bisher nun auch Kunden
       mit Rabatten dazu animieren, bar statt mit Karte zu zahlen.
       
       „Das ist eine historische Einigung“, sagte ein Vertreter der Kläger. Der
       Vergleich verschiebe die Marktmacht von den Banken und Konzernen, die
       bisher das Kartengeschäft kontrollieren, hin zu den Händlern und
       Verbrauchern, sagte ein Anwalt der Kläger.
       
       Dadurch würden die Gebühren mittelfristig sinken, wovon dann wieder die
       Verbraucher wegen niedrigerer Preise profitierten. Allerdings: Einige
       Kläger kritisierten die Höhe der Vergleichssumme. Die gut 7 Milliarden
       Dollar seien wenig, verglichen mit den 50 Milliarden Dollar, die die
       Einzelhändler jedes Jahr an Gebühren für die Kreditkartennutzung zahlen
       müssten.
       
       Auch in Europa waren die Kreditkartenfirmen schon wegen ihrer
       Gebührenpolitik unter Druck geraten. Die EU-Kommission hatte 2007 die
       einseitig von Mastercard festgelegten Gebühren für unrechtmäßig erklärt.
       Das Unternehmen hatte gegen den Entscheid geklagt, war damit jedoch im Mai
       vor Gericht gescheitert.
       
       15 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Liebert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Eon
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kartell-Ermittlungen gegen Eon: Die Putzfrau war's
       
       Eon muss 38 Millionen für ein zerstörtes Siegel an die EU überweisen. Bei
       Ermittlungen gegen den Stromkonzern war ein Raum mit belastenden Akten
       geöffnet worden.
       
 (DIR) Banken sollen Zinssätze manipuliert haben: Razzien bei Finanzkonzernen
       
       In Europa soll es illegale Absprachen über Zinssätze gegeben haben. Die
       EU-Wettbewerbshüter verdächtigen unter anderem eine Reihe von deutschen
       Banken.