# taz.de -- Kommentar Dispozinsen: Trägheit bei allen Beteiligten
       
       > Die Politik könnte und sollte bei den überhöhten Dispozinsen bei Banken
       > eingreifen. Doch auch viele KundInnen sind zu ahnunglos und träge um
       > einfach mal die Bank zu wechseln.
       
       Bei den überhöhten Dispozinsen fällt es leicht, über Banken und Politik zu
       schimpfen. Die Finanzinstitute kassieren die Kreditnehmer schamlos ab,
       obwohl sie selbst immer billiger an Geld kommen und das Risiko beim Dispo –
       anders als behauptet – nicht höher, sondern niedriger ist als bei anderen
       Krediten. Und die angeblich für Verbraucherschutz zuständige CSU-Ministerin
       Ilse Aigner hält sich an ihr bewährtes Motto: anprangern immer, eingreifen
       nie.
       
       Doch bei diesem Thema gibt es noch weitere Beteiligte, die Kritik verdient
       haben: Die KundInnen selbst. Zwar finden 80 Prozent von ihnen, dass
       Dispozinsen allgemein zu hoch sind. Aber nicht einmal jeder zweite weiß,
       wie hoch der Zinssatz bei der eigenen Bank tatsächlich ist. Und gar die
       Bank zu wechseln, um weniger Zinsen und Gebühren zu zahlen – das ist den
       allermeisten nun wirklich zu kompliziert.
       
       Genau diese Mischung aus Ahnungslosigkeit und Trägheit ist es, die den
       Banken ihre Abzocke erst möglich macht. Wenn die Mehrzahl der KundInnen die
       Konditionen wirklich vergleichen und den – in Wahrheit gar nicht so
       schwierigen – Anbieterwechsel bei Bedarf vollziehen würde, könnte sich
       keine Bank noch Wucherzinsen leisten.
       
       Natürlich spricht nichts dagegen, dass die Politik den Banken Obergrenzen
       vorgibt, um die dreistesten Formen der Bereicherung zu stoppen – wobei dazu
       nicht nur die Dispozinsen gehören würden, sondern auch die noch höheren
       Überziehungszinsen. Denn die treffen vor allem die Ärmsten, die nicht mal
       einen Dispo eingeräumt bekommen.
       
       Doch auch eine solche gesetzliche Regelung würde die VerbraucherInnen nicht
       aus der Verantwortung entlassen. Denn wenn das Abkassieren an einer Stelle
       gestoppt wird, werden manche Banken versuchen, an anderer Stelle
       zuzugreifen. Auch wenn es mühsam ist: Dagegen hilft nur genaues Hinschauen,
       Rechnen und Vergleichen.
       
       20 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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