# taz.de -- Proteste gegen Papierfabrik in Ostchina: Chinas fleißige Wutbürger
       
       > In China gibt es täglich hunderte Proteste. Weil sich die Demonstranten
       > von staatlichen Medien schlecht informiert fühlen, organisieren sie sich
       > im Netz.
       
 (IMG) Bild: Misstrauisch gegenüber dem Staat: Demonstrant in Qidong.
       
       PEKING taz | Die Proteste von Shifang in Südwestchina und nun in Qidong in
       der Nähe von Schanghai sind keineswegs die ersten Male, dass chinesische
       Bürger wegen industrieller Großprojekte auf die Straße gehen. Nach
       Einschätzung der regierungsnahen Akademie der Sozialwissenschaft finden in
       China jährlich bist zu 180.000 unangemeldete Proteste statt – das sind fast
       500 am Tag.
       
       Die Gründe sind zumeist lokaler Natur und reichen von Umweltverschmutzung
       über nicht ausgezahlte Löhne, Polizeiwillkür bis hin zu
       Grundstücksenteignung. Bisher blieben die Proteste meist zeitlich und
       örtlich begrenzt, die Forderungen der Bürger versandeten oft. Das hat sich
       nun geändert.
       
       2011 etwa verhinderten 30.000 wütende Demonstranten den Bau eines
       Kohlekraftwerks in der südchinesischen Stadt Shantou. In Jiaxing im
       Südosten des Landes protestierten im selben Jahr 10.000 gegen das
       verdreckte Abwasser einer Solarfirma. Das Unternehmen musste daraufhin
       schließen. Und vergangenes Jahr musste die Stadtregierung der
       nordostchinesischen Hafenstadt Dalian einlenken, nachdem Zehntausende über
       Wochen hinweg gegen den Bau eines Petrochemiewerks auf die Straßen gegangen
       waren.
       
       Eine besondere Rolle kommt den sozialen Netzwerken im Internet zu, vor
       allem den Mikroblogging-Diensten. Über diese verfolgen Menschen im ganzen
       Land das Geschehen mit, sie kommentieren eifrig und bekunden Sympathie.
       Dienste wie das Twitterähnliche Sina Weibo sind für viele Chinesen längst
       zur Hauptinformationsquelle geworden, weil sie den staatlich kontrollierten
       Medien nicht trauen.
       
       Das schürt natürlich auch die Gerüchteküche. So ist im Fall von Shifang
       oder auch in Qidong unklar, wie umweltschädlich diese Projekte tatsächlich
       sind. Meistens wollen die Behörden nicht mit den entsprechenden Unterlagen
       herausrücken. Aber auch die mangelnde Transparenz ärgert die Bürger und
       treibt noch mehr Menschen auf die Straßen.
       
       Die Zensurbehörden üben zwar Druck auf Anbieter wie Sina Weibo aus, und
       Einträge werden bei solchen Anlässen schnell gelöscht. Doch bis dahin haben
       sich die Meldungen und Fotos über andere Onlinedienste längst
       weiterverbreitet. Der Staat kommt da nicht mehr hinterher.
       
       29 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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