# taz.de -- Wolfgang Kubicki strebt in die Bundespolitik: Der liberale Putschist
       
       > Schleswig-Holsteins FDP-Chef Wolfgang Kubicki nutzt den Sommer für
       > knallige Interviews. Er kann Finanzminister, stichelt gegen Rösler und
       > plädiert für die Ampel.
       
 (IMG) Bild: Bei so einem Ego verblasst der Parteichef im Hintergrund: Wolfgang Kubicki (rechts).
       
       Wolfgang Kubicki hat es wieder getan: Gegenüber dem Stern und den Lübecker
       Nachrichten äußerte der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef manches,
       was die Stimmung bei den Liberalen hochkochen lässt. Der Reihe nach.
       
       Erst einmal erklärte Kubicki, in die Bundespolitik zurückkehren zu wollen.
       Er denke „intensiv darüber nach, für den Bundestag zu kandidieren“. In dem
       Fall wolle er auch für das Bundespräsidium kandidieren. Zudem brachte er
       sich als Bundesfinanzminister ins Gespräch: „Ich kann jedenfalls Zahlen
       lesen.“
       
       Als Nächstes brachte Kubicki Nordrhein-Westfalens Landeschef Christian
       Lindner gegen den amtierenden Parteivorsitzenden Philipp Rösler in
       Stellung. Falls die FDP bei der Landtagswahl in Niedersachsen im Januar
       scheitere, müsse „etwas passieren“, fabulierte Kubicki. Wenn nämlich „die
       Bundestagswahl unter der jetzigen Führung nicht zu gewinnen sein wird“,
       werde er Lindner raten, seine Entscheidung, nur in NRW Politik zu machen,
       „zu überdenken“. „Die Frage nach einer Ablösung Philipp Röslers stellt sich
       nicht“, schob Kubicki pflichtschuldig gegenüber einer Nachrichtenagentur
       nach.
       
       Drittens schließlich denkt Kubicki laut über eine Ampelkoalition im Bund
       nach. Die derzeitige „Fixierung“ der FDP auf die Union sei ein dramatischer
       Fehler, „mit Peer Steinbrück als Kanzler könnte ich mir ein Ampelbündnis
       sofort vorstellen“.
       
       Man könnte dem Sechzigjährigen vorwerfen, dass er bisher der großen
       Verantwortung ausgewichen ist. Seit 1992 ist er Parlamentarier, seit 1996
       Fraktionschef in Kiel. In all der Zeit konnte er gerade mal zweieinhalb
       Jahre die Landespolitik gestalten – dann scheiterte Schwarz-Gelb und wurde
       2012 von SPD, Grünen und SSW abgelöst.
       
       Zweimal hat Kubicki es im Bundestag versucht. Von 1990 bis 1992 und, nur
       ganz kurz, von Oktober bis Dezember 2002. Eigentlich nicht der Rede wert –
       kaum jemand außerhalb Schleswig-Holsteins würde ihn kennen, wäre Wolfgang
       Kubicki nicht der Politiker mit dem gut gepflegten Netzwerk, der Mann der
       verbalen Rempelei. Der Herr Kubicki aus Kiel, der Berlin eigentlich nicht
       braucht. Umgekehrt sieht die Sache vielleicht bald anders aus.
       
       1 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Maier
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die Liberalen in Schleswig-Holstein: Der Rüpel, der die FDP rettete
       
       Eigentlich wollte Wolfgang Kubicki mit der Politik aufhören – nun hat er
       der FDP gut 8 Prozent verschafft. Für ihn ist es auch ein Sieg gegen die
       Dilettanten in Berlin.