# taz.de -- Zahl der Sozialwohnungen gesunken: Billige Wohnungen werden rarer
       
       > Die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland ist um ein Drittel gesunken.
       > Inzwischen sind die meisten Hartz-IV-Empfänger auf den kommerziellen
       > Wohnungsmarkt angewiesen.
       
 (IMG) Bild: Früher wurden noch auf einen Schlag tausende Sozialwohnungen gebaut.
       
       BERLIN taz | Die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland ist in den
       vergangenen Jahren um rund ein Drittel gesunken. Dies geht aus der Antwort
       des Bundesbauministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken
       hervor, über die die Ruhr-Nachrichten berichteten.
       
       Danach gab es Ende 2010 bundesweit nur noch 1.660.000 Sozialwohnungen, dies
       war gegenüber 2002 ein Rückgang um rund 800.000 Wohnungen. Die
       Linken-Politikerin Caren Lay forderte eine „Neuauflage des sozialen
       Wohnungsbaus“.
       
       Im sozialen Wohnungsbau fördert der Staat die Errichtung von Wohnungen für
       Bevölkerungsgruppen mit bestimmten Einkommensgrenzen und Wohnbedarf, dabei
       darf eine höchstzulässige Miete nicht überschritten werden. Sozialwohnungen
       machen statistisch nur noch 3,6 Prozent aller Wohnungen in Deutschland aus.
       Sie liegen damit auch weit unter dem Bedarf etwa für Hartz-IV-Empfänger.
       Laut dem Mietenbericht 2010 der Bundesregierung empfangen 15 Prozent aller
       Mieterhaushalte in Deutschland Leistungen für die Kosten der Unterkunft
       nach Hartz IV.
       
       Der soziale Wohnungsbau ist seit 2006 Sache der Länder, die Bundesregierung
       beteiligt sich noch bis 2013 an der Finanzierung. Bundesbauminister Peter
       Raumsauer forderte unlängst von den Ländern, wieder mehr Sozialwohnungen zu
       bauen. Die baupolitische Sprecherin der Grünen, Daniela Wagner, sagte der
       taz, der Bund solle sich bis Ende 2019 finanziell an der sozialen
       Wohnraumförderung der Länder beteiligen. Die soziale Wohnraumförderung sei
       aber nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“ der stetig steigenden
       Wohnkosten.
       
       Wagner forderte, die Kappungsgrenze bei Mieterhöhungen bis zur ortsüblichen
       Vergleichsmiete von derzeit 20 Prozent innerhalb von drei Jahren auf 15
       Prozent abzusenken und auf energetische Sanierung auszurichten. Der
       Deutsche Mieterbund hat allerdings in der Vergangenheit vor den
       Mieterhöhungen gewarnt, die auch energetische Modernisierungen mit sich
       bringen.
       
       Mehr Sozialwohnungen einzurichten hält Michael Hüther vom arbeitgebernahen
       Institut der deutschen Wirtschaft (IW) trotz steigender Mieten für
       grundlegend falsch. „Das ist zu teuer und ineffizient“, sagte er am
       Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Stattdessen forderte er ein höheres
       Wohngeld für Sozialhilfeempfänger. Hüther zitierte aus einer neuen Studie
       des IW.
       
       Demnach stiegen die Preise für Immobilien seit 2003 um über 10 Prozent. In
       deutschen Großstädten kam es zu größeren Preissprüngen. Spitzenreiter ist
       Berlin mit einer Steigerung um knapp 39 Prozent. Jedoch gebe es keine
       Zeichen einer spekulativen Blase, so Hüther. Einzig Berlin ist laut Studie
       „etwas überhitzt“. Hier würden viele Immobilien nicht als Eigenheime
       genutzt, sondern schon nach kurzer Zeit wieder verkauft. Dies deute auf
       Spekulanten hin.
       
       2 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) B. Dribbusch
 (DIR) M. Goossens
       
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