# taz.de -- Kolumne London Eye: Wir sind alle Olympia
       
       > Im Regent's Park lassen sich die Hobbysportler von den Olympia-Athleten
       > inspirieren: Manche wechseln von Liegestütze zu Judo, andere schaffen
       > sich ein Fahrrad an.
       
 (IMG) Bild: Relaxen ist nicht mehr: Im Regent's Park ist der olympische Sportwahn angekommen
       
       Die Freizeitsportler im Londoner Regent's Park sind sich einig – fast. Die
       tägliche Berieselung mit Bildern fitter junger Menschen inspiriert. Ken und
       Cyrielle trainierten zwar schon vorher für ihren ersten Biathlon, aber
       jetzt haben sie das Ziel klarer vor ihren Augen. „Wir trainieren deshalb
       ein bisschen härter“, sagen sie. James macht gerade Bauchmuskelübungen.
       „Ja“, sagt er, „die Olympischen Spiele geben mir Motivation.“ Obwohl er
       heute sowieso gekommen wäre, konnte er, weil er an die Athleten dachte, 15
       Minuten länger laufen.
       
       In den letzten Tagen haben Deborah und Rachel hier lauter unbekannte
       Menschen beim Joggen gesehen. Ryan, der 9 Jahre alt ist und im Park mit
       seinem Vater Fußball spielt, meint: Seit Olympia sei es sein Lebensziel,
       100-Meter-Läufer zu werden. Oder Fußballer!, fügt er noch schnell hinzu.
       
       Alister, 26, macht gerade Liegestützen auf dem Rasen. Er hatte sich die
       Judowettbewerbe angesehen, und es kam zur Sehnsucht. Der Träger eines
       schwarzen Gürtels hatte 18 Monate lang mit einer Sportverletzung zu
       kämpfen. Das war vor zehn Jahren. Jetzt, und aufgrund der Olympiade, will
       er versuchen dort weiterzumachen, wo es damals aufgehört hatte, und zwar
       auf höchstem Niveau. Team GBs nächste Judomedaille ist also endlich in
       Sicht.
       
       Auch Martin macht Olympia leichter, zumindest finanziell. Mit einer
       Zigarette im Mund erzählt er, wie er am Donnerstag nach vier Tagen
       Olympiageglotze den Manager seines lokalen Fitnesscenters glücklich machte.
       Der Einjahresvertrag sei nun unterschrieben.
       
       Für Ben und Simone symbolisiert allein das Nachdenken über die Anschaffung
       eines Fahrrads schon Olympia. Der leicht übergewichtige Abdul steht neben
       ihnen. Er denkt auch gerade viel. Aber nicht an Fahrräder, sondern an Gott.
       Ramadan sei ein spirituelles Olympia, sagt er, zitiert den heiligen Koran
       und sagt, man solle tatsächlich laufen. Aber nicht sinnlos, sondern sondern
       nur in Richtung Gottes Glück.
       
       Francesco läuft fast täglich durch den königlichen Park. Dabei denkt er
       nicht an Gott oder Fahrräder, sondern an sein Geschäft. Olympia hatte bei
       ihm einen Doppeleffekt. Erstens braucht er extra Auslauf, damit er mental
       nicht gleich ausrastet, und zweitens ist sein Restaurant in Marylebone
       eines derjenigen, welches wegen der Olympischen Spiele keine Kunden hat.
       „Das ist das einzige Olympia, bei dem das GDP runter geht statt rauf!“,
       sagt er. Dann wiederholt er es gleich noch mal.
       
       6 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Zylbersztajn
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