# taz.de -- Olympia – 4x100-Meter-Staffellauf: Erst Weltrekord, dann Bier holen
       
       > Die Amerikaner stellen den Weltrekord ein und sind wieder nur Zweiter,
       > weil die Jamaikaner mal eben neuen Weltrekord laufen. Und um Platz Drei
       > gibt spielt sich eine Tragödie ab.
       
 (IMG) Bild: Usain Bolt feiert sich, Yohan Blake feiert Bolt. Die beiden anderen aus dem jamaikanischen Team - wie heißen die noch? - halten respektvollen Abstand
       
       Die Startbedingungen: Es ist der – der! – Wettkampf der gesamten Spiele:
       Der 4x100-Meter-Staffellauf der Männer. Zum letzten Mal heißt es USA gegen
       Jamaika. Auf den Sprintstrecken haben die jamaikanischen Männer fünf von
       sechs Medaillen geholt und den Amerikanern nur einen dritten Platz
       überlassen – aber auch nur, weil [1][Asada Powell] verletzungsbedingt
       ausfiel. Nur bei den [2][Frauen] haben die USA mit 2:1 Goldmedaillen die
       Nase vorn. Aber jetzt haben auch die US-Boys die Chance zur Revanche.
       
       Die Entscheidung: Erste Runde: Der amerikanische Startläufer Trell Kimmon
       führt vor dem Jamaikaner Nesta Carter. Dann die Staffelübergabe an Justin
       Gatlin, Bronzemedaillengewinner über [3][100 Meter]. Im Duell gegen Michael
       Frater baut er den Vorsprung der Amerikaner weiter aus. Und Tyson Gay kommt
       ja erst noch.
       
       Für den Moment sieht es so aus, als könnten es die USA den [4][Triumph
       ihrer Kolleginnen] vom Vortag wiederholen. Gay muss wütend sein, dass er
       über die [5][100 Meter] nur Vierter wurde. Er rennt. Er rennt schnell. Aber
       hinter ihm rennt Yohan Blake, der [6][zweifache Silbermedaillengewinner]
       von London. Blake holt den Rückstand auf, beide übergeben ihren Stab fast
       gleichzeitig. Aber was für eine schlampige Übergabe bei den Jamaikanern!
       Bolt startet mit Rückstand. Aber nach nur wenigen leichtfüßigen Schritten
       liegt er einsam vorn und rennt triumphierend über die Ziellinie. Er hat den
       Staffellauf quasi allein gewonnen.
       
       Die US-Boys sind die Strecke in 37,04 Sekunden gelaufen und haben damit den
       – natürlich von Bolt, Blake & Co. gehaltenen – Weltrekord eingestellt. Aber
       die sind den Amis wieder eine Nasenlänge voraus und laufen mal eben einen
       neuen Weltrekord: 36,84 Sekunden! Danach liegen die Amis erschöpft und
       frustriert auf dem Boden. Sie laufen Weltrekordzeit und sind trotzdem nur
       Zweite.
       
       Bolt wirkt natürlich nicht erschöpft, wie könnte er? Er zeigt die üblichen
       [7][Bolt-Gesten] und trommelt auf der Brust. Irgendwann schleicht sich
       Blake mit einer jamaikanischen Fahne in der Hand zu ihm. Von den anderen
       beiden Jamaikanern ist nichts zu sehen. Vielleicht hat Bolt sie zum
       Bierholen geschickt. Jedenfalls feiert er nicht mit seinem Team, sondern
       legt sich erstmal mit Männern in grauen Anzügen an, die von ihm verlangen,
       dass er Staffelstab aushändigt. („Der muss in die Aservatenkammer“, heißt
       es auf Eurosport, was wieder neue Fragen aufwirft: Wo ist diese olympische
       Aservatenkammer? Und wird alles Gerümpel aus 118 Jahren aufbewahrt? Die
       [8][Black-Panther-Handschuhe] von 1968, [9][Cathy Freemans Ganzkörperanzug]
       aus dem Jahr 2000 und sämtliche positive Urinproben [10][bulgarischer
       Gewichtheber?] Jedenfalls dauert es ewig, bis sich Bolt zum Gruppenfoto
       einfindet.
       
       Das Drama: Nach dem Lauf führt nur ein Team Freudentänze auf: Die Kanadier,
       die überraschend dritte wurden. Gavin Smellie, Oluseyi Smith, Jared
       Connaughton und Justyn Warner liegen sich in den Armen, hüpfen wie kleinen
       Jungs und hüllen sich in die obligatorischen Landesfahnen. Und dann der
       Schock: Disqualifikation wegen Überschreitens der Bahnlinie. An ihrer statt
       wird die Staffel von Trinidad und Tobago (Keston Bledman, Marc Burns,
       Emmanuel Callender und Richard Thompson) Dritter. „Schummelbronze“,
       kommentieren [11][internationale Medien].
       
       Die Schlussfolgrung: Bolt. Mit ihm als Schlussläufer könnte auch die
       Lansdesauswahl von Mecklenburg-Vorpommern eine olympische Medaille
       gewinnen.
       
       Und sonst? Kein Bolt. Am Sonntag ist nur noch Marathon, den er aber nicht
       mitläuft. Vielleicht ändert sich das ja in Rion. Denn was könnte er jetzt,
       nach der Verteidgung des Triples, auf seinen Distanzen noch erreichen?
       
       12 Aug 2012
       
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