# taz.de -- Doping im Radsport: Armstrong vor Verlust aller Tourtitel
       
       > Er will nicht mehr. Der Rekordsieger der Tour verzichtet auf Einsprüche
       > gegen die Ermittlungen der Dopingjäger. Als Konsequenz könnte er schnell
       > seine Titel verlieren.
       
 (IMG) Bild: Im Sport biss er sich durch, vor Gericht gibt er nun auf: Lance Armstrong.
       
       WASHINGTON dpa | Lance Armstrong will sich nicht mehr mit den gegen ihn
       erhobenen Doping-Vorwürfen beschäftigen und nimmt dafür auch die mögliche
       Aberkennung seiner sieben Tour-de-France-Titel in Kauf. „Es kommt ein Punkt
       im Leben jedes Menschen, an dem er sagen muss Es reicht. Für mich ist
       dieser Punkt jetzt gekommen“, teilte der erfolgreichste Radprofi der
       Tour-Geschichte in einem schriftlichen Statement mit. Darin schrieb er von
       einer „Hexenjagd“ durch Travis Tygart, den Chef der US-Anti-Doping-Agentur
       USADA.
       
       Die USADA will Armstrong alle bei der Tour-de-France gewonnenen Titel
       aberkennen und ihn lebenslang sperren lassen. Das gesamte Verfahren habe
       einen „zu hohen Zoll“ von ihm und seiner Familie gefordert, begründete
       Armstrong seinen Entschluss. Wenn er eine Chance gesehen hätte, in einer
       fairen Umgebung die Vorwürfe widerlegen zu können, hätte er „die Chance
       wahrgenommen“. „Aber ich weigere mich, in einem einseitigen und unfairen
       Prozess mitzumachen.“ Ein Dopinggeständnis legte Armstrong damit aber nicht
       ab.
       
       „Das ist ein trauriger Tag für alle von uns, die den Sport und unsere
       Athleten-Helden lieben“, teilte Tygart in einem Schreiben der USADA mit.
       Der Fall sein „ein Herz zerreißendes Beispiel“ wie die Kultur des „Siegens
       um jeden Preis“ einen sauberen und fairen Sport verhindere, so Tygart.
       
       Armstrong hatte erst Anfang der Woche eine weitere Niederlage im Ringen mit
       der USADA hinnehmen müssen. Ein Richter in Armstrongs Heimatstadt Austin
       wies die Klage des Ex-Radprofis am Montag ab, der die USADA bei ihren
       Ermittlungen gegen sich blockieren wollte. Durch diesen Beschluss war
       Armstrong die Möglichkeit genommen worden, eine Schiedsgerichts-Verhandlung
       zu verhindern, bei der er offiziell als Doper gebrandmarkt werden könnte.
       „Heute schließe ich diese Seite. Ich werde dieses Thema nicht mehr
       ansprechen, unabhängig von den Umständen“, schrieb Armstrong.
       
       Die Doping-Jäger werfen Armstrong jahrelanges Doping und Handel mit
       illegalen Substanzen vor. Er wird seit Jahren mit Doping-Vorwürfen
       konfrontiert. Zuletzt hatten mehrere ehemalige Teamkollegen gegen ihn
       ausgesagt.
       
       Von 1999 bis 2005 hatte Armstrong siebenmal in Serie die Tour de France
       gewonnen. Der deutsche Jan Ullrich war in den Jahren 2000, 2001 und 2003
       hinter dem Amerikaner auf Platz zwei des wichtigsten Radrennens der Welt
       gefahren. Ob Ullrich bei einer Aberkennung der Titel nachträglich zum
       Sieger ernannt werden würde, ist aber offen.
       
       Armstrong teilte mit, dass er sich künftig nur noch um die Arbeit seiner
       Stiftung, dem Kampf gegen Krebserkrankungen und um seine Familie kümmern
       wolle. „Nach vorne blickend werde ich mich um die Erziehung meiner fünf
       wunderbaren Kinder und dem Kampf gegen Krebs widmen und versuchen, der
       fitteste 40-Jährige auf dem Planeten zu sein“, schrieb er.
       
       24 Aug 2012
       
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