# taz.de -- Griechischer Premier in Berlin: Kein freundliches Willkommen
       
       > Er ist noch nicht gelandet, da lassen es die Gastgeber schon krachen. Der
       > griechische Premier Samaras wird in Berlin erwartet, die
       > Regierungsparteien lehnen Zugeständnisse ab.
       
 (IMG) Bild: Der Form wird immerhin noch genüge getan: Die griechische Flagge wird für den Staatsbesuch vorbereitet.
       
       BERLIN dpa | Die Bundesregierung demonstriert Härte im Ringen um den
       griechischen Sparkurs. Unmittelbar vor dem Besuch des Athener
       Ministerpräsidenten Antonis Samaras in Berlin lehnten führende
       Koalitionspolitiker eine Lockerung der Reformauflagen für das
       pleitebedrohte Land erneut ab.
       
       „Weder in der Zeit noch in der inhaltlichen Position kann nachverhandelt
       werden“, sagte Fraktionschef Volker Kauder im ZDF-Morgenmagazin. Für die
       Währungsunion wäre es kein Problem, wenn Griechenland die Eurozone
       verlassen würde. „Wir haben mit den ganzen Rettungsschirmen, die wir
       aufgebaut haben, doch erhebliche Möglichkeiten, damit eine Ansteckung nicht
       stattfindet.“ Regierungssprecher Steffen Seibert wollte diese Aussagen
       nicht kommentieren.
       
       Der griechische Regierungschef will am Freitag bei Kanzlerin Angela Merkel
       (CDU) um einen Aufschub bei den Sparvorgaben für sein krisengeschütteltes
       Land bitten. Danach reist er nach Paris weiter, wo er am Samstag bei
       Frankreichs Präsident François Hollande um Entgegenkommen werben will.
       Entscheidungen werden bei den Treffen aber noch nicht erwartet. Am
       kommenden Mittwoch erwartet Merkel den italienischen Ministerpräsidenten
       Mario Monti in Berlin.
       
       Merkel und Hollande hatten am Donnerstagabend bei einem Treffen im
       Kanzleramt ihre Marschroute abgestimmt. Beide fordern Athen auf, am
       Reformkurs festzuhalten. Es sei wichtig, dass alle zu ihren Verpflichtungen
       stünden, sagte Merkel. Samaras hofft, dass Athen das EU-Defizitziel von
       drei Prozent erst 2016 erfüllen muss – und damit zwei Jahre später als von
       der „Troika“ vorgegeben.
       
       ## Erst einmal abwarten
       
       Deutschland und Frankreich wollen erst den „Troika“-Bericht der Geldgeber
       von Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank und
       EU-Kommission abwarten, bevor Entscheidungen über das weitere Vorgehen
       fallen. Der Bericht wird im September erwartet.
       
       Das Bundesfinanzministerium bestätigte am Freitag, dass der Arbeitskreis
       des Ressorts, der sich seit mehr als einem Jahr mit der Staatsschuldenkrise
       befasst, auch die Folgen einen möglichen Griechenland-Austritts prüft. Die
       Bürger erwarteten zurecht, dass man alle Szenarien im Blick habe, "egal wie
       äußerst unwahrscheinlich sie auch sein mögen", betonte Sprecher Martin
       Kotthaus.
       
       EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) warnte vor einem Dominoeffekt
       für den Fall, dass die Stabilisierung Griechenlands nicht gelingen sollte.
       „Fällt Griechenland, geht die Spekulationswelle gegen Italien und Spanien
       erst richtig los“, sagte er der Passauer Neuen Presse.
       
       Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Volker
       Wissing, sieht nur einen minimalen Spielraum für Zugeständnisse an
       Griechenland. Bei der Umsetzung der Auflagen könne man noch „über einzelne
       Punkte diskutieren“, die Strukturreformen müssten jedoch endlich
       durchgesetzt werden, sagte er im Südwestrundfunk.
       
       Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte Merkel zu klaren Worten, aber
       auch etwas mehr zeitlicher Flexibilität gegenüber Athen auf. „Ich erwarte,
       dass Frau Merkel Griechenland ohne Zweifel sagt: Die getroffenen
       Vereinbarungen müssen umgesetzt werden“, sagte Künast der
       Nachrichtenagentur dpa. Zugleich betonte Künast: „Ich erwarte auch, dass
       sich die Bundesregierung nicht grundsätzlich dagegen verschließt, ein wenig
       zeitlichen Puffer bei der Haushaltskonsolidierung zuzulassen.“
       
       24 Aug 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Maßnahmen zur Eurorettung: Draufhaun auf die EZB
       
       „Drogensüchtige“ und „Falschmünzer“ – die Pläne der Europäischen
       Zentralbank zur Eurorettung stoßen auf harten Widerstand bei CSU und
       Bundesbank.
       
 (DIR) Griechischer Premier in Berlin: Zwei Welten in der Krise
       
       Beim Staatsbesuch des griechischen Premierministers Samaras zeigt sich
       Angela Merkel gleich doppelt hart: gegen den Gast und ihre eigenen Leute.
       
 (DIR) Griechenland wehrt sich gegen Rauswurf: Allein gegen Athen
       
       Deutschland stößt mit seinen Plänen für einen Euro-Austritt Griechenlands
       auf Widerstand. Linke fordert eine Sozialklausel für die Hilfsgelder.
       
 (DIR) Kommentar Griechenland: Europa kann sich die Griechen leisten
       
       Das griechische Versprechen – die Deutschen bekommen ihr Geld zurück – ist
       gewagt. Sollte das nicht eingehalten werden, liegt es am aufgezwungenen
       Sparkurs.
       
 (DIR) Eurokrise Griechenland: EZB will Griechenland behalten
       
       Griechenland muss weiter auf ein drittes Hilfspaket hoffen. Bei einem
       Austritt befürchtet EZB-Direktor Asmussen aber hohe Arbeitslosigkeit – auch
       in Deutschland.