# taz.de -- Die Wahrheit: Lügen haben enge Hosen
       
       > Buttcall nennt man es, wenn das smarte Telefon in der engen
       > Gesäßhosentasche steckt und man als dynamischer Kommunikator Bewegungen
       > produziert ...
       
       Buttcall nennt man es, wenn das smarte Telefon in der engen
       Gesäßhosentasche steckt und man als dynamischer Kommunikator Bewegungen
       produziert, die das Gerät autark eine beliebige Nummer wählen lassen. Jene
       Anrufe, bei denen der Angerufene üblicherweise ein stark gedämpftes,
       regelmäßiges Schubbern hört, garniert mit ein paar nicht eindeutig
       menschlich klingenden Stimmfetzen, können die Telefonrechnung so richtig
       schön hochtreiben.
       
       Sie können zudem Freundschaften auf harte Proben stellen, wenn der Buttcall
       etwa im Auto ausgelöst wird, in dem die soeben verabschiedeten Gäste
       lauthals über alle anderen herziehen. Aber wenigstens kommt so mal die
       Wahrheit ans Licht, denn Lügen haben enge Hosen. In denen man prima die
       Buttocks erkennt.
       
       Die erste Bachelor-Arbeit über den Zusammenhang zwischen Namen, die
       alphabetisch am Anfang des Telefonbuchs zu finden sind, und der größeren
       Buttcall-Häufung steht noch aus, allerdings vermutet man einen stärkeren
       Befall bei Menschen mit Namen wie Abigail oder Aaron. Das ist übrigens auch
       der Name des Sohnes einer Freundin, der knapp 16 Jahre alt ist und neulich
       eine These zum Thema Sex-mit-Erwachsenen so formulierte:
       
       „Mit der Mutter eines Freundes darf man nur schlafen, wenn sie einen zuerst
       anmacht, oder wenn sie mindestens drei Kleidungsstücke mit Leopardenmuster
       trägt.“
       
       Das scheint im ersten Augenblick eine Menge über Smartness und Witz der
       Jugend auszusagen. Auf der anderen Seite fand ich bei einer oberflächlichen
       Recherche sofort heraus, dass das auch nur ein Zitat ist, und zwar aus der
       TV-Serie „How I met your mother.“
       
       Aber das richtige Zitat zum richtigen Zeitpunkt ist schließlich ebenfalls
       gut. Billy Wilders’ im Juni verstorbene Frau Audrey hat sich nicht umsonst
       immer über Greta Garbo aufgeregt, weil die des Öfteren angeblich
       unangemeldet mit übel riechender Suppe vor der Wilders-Haustür aufgetaucht,
       mit ihren – so Audrey – enormen Füßen über den Marmorboden der
       Wilders-Residenz-Eingangshalle geschlurft sei, sich einfach bei den Wilders
       an den Tisch gesetzt und mehr oder weniger erratisch unverständliche Zitate
       von sich gegeben habe, von denen sie auch noch behauptete, sie stammten von
       ihr: „Ich sage immer, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“ Oder „Ich
       sage immer, den Sack schlägt man, den Esel meint man.“
       
       Meiner Ansicht nach klingen diese Zitate so, als kämen sie aus einem
       veralteten, in den 20ern des letzten Jahrhunderts erschienenen
       Sprachlehrbuch, mit dem die Schwedin vielleicht einst des englischen Idioms
       mächtig werden wollte. Und irgendwie tut mir Greta leid, die bestimmt
       einfach ein bisschen einsam war, so als riesengroße Europäerin in
       Hollywood, und ich ahne eine gewisse eifersüchtige, kalifornische
       Zickigkeit hinter Audreys Spott. Wer ist schließlich nicht schon mal mit
       einem unangebrachten Satz aus dem Englischlexikon auf die Nase gefallen.
       Ich sage immer, wer den Buttcall bekommt, muss ihn auch aussitzen.
       
       7 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jenni Zylka
       
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