# taz.de -- Streit der Woche: Kann man noch auf Obama hoffen?
       
       > Mit großen Visionen trat Barack Obama 2008 an. Am 6. November wird in den
       > USA wieder gewählt. Wie viel Glauben an den Präsidenten ist geblieben?
       
 (IMG) Bild: Barack Obama. Wie viel Hoffnung ist geblieben?
       
       Unter tosendem Applaus rief sein Vizepräsident Joe Biden es den
       Versammelten auf dem Demokraten-Parteitag in Charlotte entgegen: „Osama bin
       Laden ist tot, und General Motors lebt!“
       
       Beinahe manisch verwies Biden in diesem Moment auf Schlüsselszenen der
       bisherigen Regierungszeit Obamas: die Tötung des meistgesuchten Terroristen
       der Welt und die Rettung des Autokonzerns aus Detroit. Erfolge werden
       beschworen, weil sie ihm die Wiederwahl sichern könnten. Trotzdem: In
       Umfragen liegen Obama und sein Herausforderer Mitt Romney von den
       Republikanern gleichauf.
       
       Mit vielversprechenden Zukunftsvisionen trat Obama 2008 an. Er wollte das
       Gefangenenlager Guantánamo schließen, den Kampf gegen den Klimawandel
       angehen und die Staatsschulden senken. Doch die Ernüchterung ließ nicht
       lange auf sich warten. Es schien, als bleibe vieles liegen.
       
       ## Realität nach der ersten Amtszeit
       
       Unter Obamas Ägide erreichte die Arbeitslosenquote erstmals seit über 25
       Jahren wieder die 10-Prozent-Marke (Oktober 2009). Die Wirtschaftskrise,
       für dessen Entstehung Obama nichts konnte, traf das Land mit voller Wucht.
       Heute sagt er, man brauche mehr Zeit, um die schwierigen Jahre zu
       überstehen.
       
       Wie viel Hoffnung setzen die Amerikaner noch in ihren Präsidenten? Und tun
       sie es mit Recht? In seiner Rede auf dem Parteitag hielt sich Obama
       merklich zurück. Die Rhetorik war nüchtern, beinahe verhalten.
       
       Wie bei seinem Gegenkandidaten Romney wenige Tage zuvor setzten andere die
       Akzente. Während beim Republikaner-Treffen Clint Eastwood mit einem leeren
       Stuhl redete, verschafften in Charlotte die umjubelten Auftritte von
       Michelle Obama und Bill Clinton, der vor vier Jahren noch gegen Obama
       arbeitete, dem 51-Jährigen etwas Luft. Manche Demoskopen sahen ihn
       daraufhin wieder vorn.
       
       ## Obama versus Romney
       
       Auf vielen Politikfeldern hat Obama enttäuscht. Die Durchschnittseinkommen
       sinken, die Armut steigt und der Staat ist mit 16 Billionen Dollar
       verschuldet. Frieden in Israel ist in naher Zukunft nicht zu erwarten. Die
       Alternative zu Obama, der millionenschwere Romney, verhält sich zuweilen
       allerdings höchst ungeschickt: Mit Äußerungen über sein Vermögen, sein
       privates Steueraufkommen und Steuererleichterungen für Reiche brachte er
       sich in Misskredit.
       
       Beim Thema Gesundheit ging der Republikaner am Wochenende überraschend
       einen Schritt auf Obama zu. Die Reform des Präsidenten, die Romney als
       Gouverneur von Massachussetts noch in ähnlicher Form propagiert hatte, als
       Präsidentschaftsanwärter dann aber verteufelte, sei gar nicht so übel. Die
       entscheidende Frage wird sein, ob sich die Wähler noch an den Wahlspruch
       der Demokraten von 2008 – „Hoffnung und Wandel“ – erinnern und ihm Glauben
       schenken – ein wenig zumindest.
       
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       11 Sep 2012
       
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