# taz.de -- Entzugserscheinungen entschlüsselt: Antriebslos durch Kokainmangel
       
       > Der sogenannte „Cannabinoid-Rezeptor 1“ ist schuld. US-Forscher haben die
       > Funktionsweise von Kokainkonsum und -entzug im Vorderhirn entdeckt.
       
 (IMG) Bild: „White Lines“: der deutsche Chemiker und Apotheker Albert Niemann isolierte 1859/60 erstmals das Alkaloid Kokain aus Komponenten des Cocastrauchs.
       
       WASHINGTON afp | Der Kokainentzug fällt Süchtigen sehr schwer.
       US-Wissenschaftler haben herausgefunden, warum das so ist. Sie untersuchten
       dafür, welche Auswirkungen Kokain auf bestimmte Gehirnzellen hat, wie aus
       der am Montag in der Zeitschrift [1][Proceedings of the National Academy of
       Sciences (PNAS)] veröffentlichten [2][Studie] hervorgeht.
       
       Bei ihren Versuchen mit genetisch manipulierten Mäusen konzentrierten sich
       die Wissenschaftler der Washington State University auf ein bestimmtes
       Molekül, den Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1). Der Rezeptor hemmt die
       Kommunikation zwischen Nervenzellen. Besonders wichtig ist er in einem für
       Emotionen und Motivation wichtigen Teil des Vorderhirns, dem Nucleus
       accumbens - auf den auch Kokain starke Effekte hat.
       
       Die Ergebnisse erklären, wie der Entzug von Kokain Menschen unmotiviert und
       depressiv macht. Damit werden Ansätze für Methoden geschaffen, diesen
       Effekt zu vermindern und Rückfälle zu verhindern.
       
       Wenn ein Mensch Kokain zu sich nimmt, „beschleunigt das alles und versetzt
       ihn in einen äußerst befriedigenden emotionalen Zustand“, erklärte der
       Hauptautor der Studie, Bradley Winters. Bei den Genmäusen in der Studie
       habe das Kokain zu einem erhöhten Ausstoß von CB1 geführt, was die
       Hyperaktivät im Nucleus-accumbens-Bereich des Hirns abbremse.
       
       „Das ist, als müsse man auf die Bremse treten, während man einen steilen
       Hügel herabfährt“, so Winters. Allerdings verstehe das Gehirn mit
       nachlassender Wirkung des Kokains nicht, dass es die Bremsen wieder
       loslassen könne. „Jetzt fährt man einen flacheren Hügel herunter - aber nur
       mit zwei Meilen pro Stunde, weil der Fuß noch auf der Bremse klebt.“ Daher
       fühlen sich die Kokainsüchtigen schlecht und antriebslos. Besserung schafft
       dann meist erneuter Kokainkonsum.
       
       11 Sep 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.pnas.org/
 (DIR) [2] http://www.pnas.org/content/early/2012/09/04/1206303109.abstract
       
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