# taz.de -- Rekommunalisierung gefordert: SPD will Energiepolitik machen
       
       > Der Bremer Senat soll eine kommunale "Gesellschaft für erneuerbare
       > Energie" gründen, die sich in Wind- und Biostrom-Projekten engagiert.
       > Findet jedenfalls die SPD.
       
 (IMG) Bild: Frischer rot-grüner Wind.
       
       Die SPD fordert, dass der Senat wieder stärker in der Energiepolitik
       mitmischt. Im Zuge der Konzessionsvergabe für die Leitungsnetze soll über
       ein Modell verhandelt werden, nach dem die Kommune mit 25 Prozent an der
       Netz-GmbH beteiligt ist – „Rekommunalisierung“ ist das Ziel. Mehr mitreden
       soll die Stadt auch bei der Energieerzeugung – in Bremen ist der Anteil
       regenerativer Energien recht gering.
       
       Arno Gottschalk, der Energiepolitiker der SPD-Fraktion, hat deshalb gestern
       eine politische Initiative vorgestellt: Der Senat soll prüfen, unter
       welchen Umständen der Senat eine kommunale Energiegesellschaft gründen
       kann. „Wir wollen das“, präzisiert Gottschalk, der Senat soll klären, wie
       es am besten geht. Diese Gesellschaft könnte sich an Windrädern beteiligen,
       denkbar wären auch Biogasprojekte oder Photovoltaik auf kommunalen Dächern.
       
       Diese „Gesellschaft für erneuerbare Energien“ soll dabei auch Geld
       verdienen für die kommunalen Kassen. Sie kann nach den Vorstellungen von
       Gottschalk mit anderen Firmen, etwa der SWB, kooperieren, aber auch im
       Sinne von „Bürgerbeteiligung“ Geld bei BremerInnen einwerben. Es gehe um
       überschaubare Summen – Größenordnungen von 20 Millionen Euro bei
       Windenergieprojekten, 40 Millionen beim Biogas.
       
       Das sind für die Energiebranche vergleichsweise kleine Brötchen.
       Gottschalk, seit 1995 bei der Bremer Verbraucherzentrale beschäftigt, ist
       erst seit 2007 Mitglied der SPD. Er war in den Jahren nicht dabei, als die
       Bremer Energiepolitik noch auf SPD-Parteitage entschieden wurde, weil die
       Stadtwerke zu 100 Prozent in den Händen der Stadt und die in den Händen der
       GenossInnen lag. Darf Gottschalk 2012 sagen, dass die SPD heute nicht mehr
       die Privatisierung der kommunalen Energieversorgung betreiben würde? Ja,
       das dürfe er sagen, sagt der SPD-Fraktionssprecher. Aber: verkauft ist
       verkauft.
       
       Vor wenigen Monaten hat die EWE – Besitzerin der SWB, also ehemals der
       Stadtwerke – erklärt, sie wolle den Bremer SWB-Standort ganz in ihre
       Oldenburger Strukturen integrieren. Das scheint abgewendet, aber die
       Aufregung darum hat gezeigt, wie wenig Bremen heute, trotz aller Verträge,
       zu sagen hat.
       
       Auch den langen Streit über den Neubau des Wasserkraftwerks hat Gottschalk,
       wie er einräumt, nicht mitbekommen. Da sollte genau das realisiert werden,
       wovon er träumt – Bürgerbeteiligung. Nachdem der Streit mit der Baufirma
       eskalierte, entschied die SWB, dass sie keinem Bürger zumuten kann, sich an
       den finanziellen Risiken zu beteiligen.
       
       Die Idee von Bürgerbeteiligung gab es übrigens auch, als die Senatoren der
       SPD behaupteten, sie müssten die Stadtwerke-Anteile versilbern, weil Bremen
       Geld einnehmen müsse für seine Investitionsprojekte. „Wenn verkaufen, dann
       an die Bürger“, war eine Parole gegen die Stadtwerke-Privatisierung. Die
       SPD lehnte das ab, damals.
       
       So muss der SPD-Energiepolitiker Gottschalk heute praktisch bei Null
       anfangen. Und da die SPD-Fraktion inzwischen so weit von der örtlichen
       Energiepolitik entfernt ist, dass sie den Sachverstand für ein Konzept
       nicht in den eigenen Reihen hat, fordert sie den Senat auf, ein fundiertes
       Konzept zu erarbeiten.
       
       Von Hansewasser wird der Senat sicherlich vorauseilenden Vollzug melden
       können: „Unsere Kläranlage hat zwei Faultürme, das Klärgas verstromen wir
       natürlich“, sagt der Sprecher der Hansewasser. Bis 2015 will die Kläranlage
       „klimaneutral“ den Strom, den sie braucht, selbst produzieren.
       
       14 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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