# taz.de -- Regeln zum Torjubel im Stadion: Der unbekannte Zaun
       
       > Szabolcs Huszti, Erfolgsgarant von Hannover 96, handelt sich mit seinem
       > Torjubel zweimal Gelb ein. Er hat sich nicht regelkonform gefreut.
       
 (IMG) Bild: Jubeln verboten: Szabolcs Huszti fliegt nach seinem Siegtreffer in der Nachspielzeit vom Platz.
       
       Seine schönen Freistöße, mit viel Gefühl über die Mauer befördert, übt er
       regelmäßig. Seinen ausgelassenen Torjubel dagegen nicht. „Ich habe keine
       schlimme Sache gemacht. Ich war voll mit Emotionen“, sagte Szabolcs Huszti
       und war der mit Abstand traurigste Held, den der 3. Spieltag der
       Fußball-Bundesliga zu bieten hatte.
       
       Einem Freistoßtor (6. Minute) und einer Torvorlage für Leon Andreasen (10.)
       hatte der überragende Mann auf dem Platz in der Nachspielzeit einen
       Geniestreich folgen lassen. Sein Tor per Seitfallzieher zum 3:2-Endstand
       fand der Ungar selbst so schön, dass er es unbedingt mit den Fans feiern
       wollte.
       
       Aber das Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes besagt, dass sowohl das
       Ausziehen des Trikots als auch das Verlassen des Spielfeldes beim Jubeln
       als unsportliches Betragen geahndet werden müssen. So schickte der
       Schiedsrichter Deniz Aytekin Huszti mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz.
       
       Der Gastgeber fühlte sich seines besten Mannes beraubt. „Szabolcs hat
       zuletzt Weltklasse gespielt. Es ist sehr schade, dass er uns jetzt fehlt“,
       meinte 96-Torhüter Ron-Robert Zieler und gehörte zu denen, die das
       mangelnde Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters beklagten.
       
       ## Kleinlauter Schiedsrichter
       
       Aytekin erklärte fast schon kleinlaut: „Das tat einem selber schon fast
       leid. Aber ich musste das als Exekutive durchziehen.“ Die Debatte über eine
       Regel, die der Freude im Stadion ein Bein stellt, hat wieder einmal
       begonnen.
       
       Und bereits die Deutungen der Hauptdarsteller von Hannover 96 hatten
       zwischen Ablehnung und Verständnis alles zu bieten. Zu den Kritikern des
       Platzverweises und der Regel 12 des DFB gehörte Steven Cherundolo. „Von uns
       werden Woche für Woche Emotionen gefordert. Und wenn man sie zeigt, dann
       wird man dafür bestraft“, sagte Hannovers Mannschaftskapitän.
       
       Verständnisvoller und überraschend brav reagierte dagegen Mirko Slomka.
       „Die Szene ist absolut regelgerecht bewertet worden. Aber vielleicht sollte
       man die Regel noch einmal überdenken“, meinte der Chefcoach des Teams, das
       sich vor allem dank Huszti schon wieder in der Spitzengruppe der Liga
       etabliert hat.
       
       Sechs Torvorlagen und vier Treffer in sieben Pflichtspielen der Bundesliga
       sowie Europa-League machen Huszti, der nach fast drei Jahren von Zenit St.
       Petersburg zu den Niedersachsen zurückgekehrt ist, zum Erfolgsgaranten von
       Hannover.
       
       ## Neues Wort gelernt
       
       Die Regel, mit der der DFB das Schinden von Zeit und zu viel Nacktheit
       verhindern möchte, kannte Huszti angeblich nicht. „Und ich habe ein neues
       Wort gelernt. Zaun – das kannte ich noch gar nicht“, sagte der Ungar.
       
       Am Ende konnte er doch ein wenig lachen. „Wer Hannover 96 zuschaut“, sagte
       der Mann mit der Rückennummer 10, „der ist zufrieden und hat Spaß.“
       
       17 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Otto
       
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