# taz.de -- Reiterstaffel bleibt jetzt doch: Mit Pferd mehr wert
       
       > POLIZEI Innenbehörde wird die Reiterstaffel entgegen anderslautenden
       > Plänen nun doch behalten. Innensenator Neumann greift einer Entscheidung
       > des Rechnungshofes vor.
       
 (IMG) Bild: Kann gegen Demonstranten, Rapper und Einbrecher vorgehen: die Reiterstaffel.
       
       Die Polizei-Pferdestaffel bleibt im Dienst. Das geht aus einem Bericht der
       Innenbehörde an die Bürgerschaft hervor, nachdem die Reiterstaffel in der
       Vergangenheit auch wegen ihrer Effektivität und Wirtschaftlichkeit
       umstritten war.
       
       Obwohl Innensenator Michael Neumann (SPD) noch im Juni angekündigt hatte,
       den Fortbestand vom Votum des Rechnungshofes abhängig zu machen, hat er nun
       nach behördeninternen Berichten entschieden, die Staffel zu erhalten. Die
       Pferde hätten bei Einsätzen wie Fußballspielen, Alstervergnügen oder Dom
       eine konfliktmildernde und deeskalierende Wirkung gezeigt, so Neumann. „Es
       gibt keine konkreten Beanstandungen des Rechnungshofes“, sagt
       Innenbehördensprecherin Swantje Glismann.
       
       Wie zwei Pferdenarren schwärmten der damalige Innensenator Christoph
       Ahlhaus (CDU) und Polizeipräsident Werner Jantosch, als es 2009 um die
       Wiedereinführung der 1975 aus Kostengründen abgeschafften Reiterstaffel
       ging. Er erinnere sich an einen Besuch in New York, träumte Jantosch, als
       es auf dem Broadway vor einem Theater mit Rappern zu Krawallen zu kommen
       drohte und die Reiter des „New York City Police Department“ aufgelaufen
       seien und die Randale verhindert hätten. „Der Einsatzwert eines Beamten
       werde durch ein Pferd um ein Vielfaches erhöht, weil er gut sichtbar sei
       und Strecken schneller überwinden könne, sagte Ahlhaus.
       
       830.000 Euro kostete der Aufbau der Pferdestaffel mit acht Tieren und zehn
       Reitern mit einem Jahres-Etat von 200.000 Euro. Die SPD-Opposition lief
       damals Sturm und nannte das ganze einen PR-Gag. Was für den geschassten
       Innensenator Ronald Schill Harley Davidsons als Polizeimotorräder gewesen
       seien, wären für Innensenator Ahlaus die Polizeipferde, spottete der
       innenpolitische Sprecher der SPD, Andreas Dressel. „Die meiste Zeit gehe
       für das Schniegeln und Striegeln und den Transport drauf“, sagte Dressel.
       
       Auch der Rechnungshof hatte die Entscheidung moniert, weil dem Beschluss
       keinerlei Wirtschaftlichkeitsprüfung vorausgegangen sei. Diese Kritik teilt
       die Innenbehörde in einem Schreiben an den Rechnungshof, macht jedoch den
       damaligen CDU-Senat dafür verantwortlich und rechnet nun aus, dass Einsätze
       eigener Polizeireiter billiger seien, als Polizeireiter bei Großeinsätzen
       aus Niedersachsen anfordern zu müssen. Zudem sei auch die Auflösung der
       Staffel mit immensen Kosten verbunden. Ferner habe sich, so Neumann, „aus
       polizeilicher Sicht die Reiterstaffel bewährt“. Zuletzt hatte sich die
       Einheit, die seit 2011 der Bereitschaftspolizei unterstellt ist, besonders
       damit gerühmt, in Randbezirken bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität
       eine abschreckende Wirkung zu haben, weil die Reiter über die Hecken gucken
       könnten. Kritik löste indes der unkontrollierte Einsatz bei einer
       Anti-Neonazi-Demo im Juni aus.
       
       Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Antje Möller, hat Neumanns
       Entschluss kritisiert: „Die einsame Entscheidung überrascht“, sagt Möller.
       „Nach dem gefährliche Einsatz bei der Anti-Nazi-Demonstration hatte Senator
       Neumann zusagt, die Entscheidung über die Zukunft der Reiterstaffel vom
       Votum des Rechnungshofes abhängig zu machen“, sagt Möller. Erst sage er
       „Hü“ und dann „Hott“, kritisiert Möller: „Jetzt sind ihm die Pferde
       durchgegangen.“
       
       20 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Haushaltskrise
       
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