# taz.de -- Kolumne Männer: Helft auch den Kerlen!
       
       > Jenny Elvers-Elbertzhagen kommt nach ihrem Suff-Auftritt in die
       > Entzugsklinik. Männer haben da weniger Glück.
       
 (IMG) Bild: Wer hilft eigentlich diesen armen Männern?
       
       Jenny Elvers-Elbertzhagen hat’s gut. Vergangene Woche saß sie noch in einem
       Fernsehstudio und sagte betrunken Sachen wie: „Meinen Namen tanzen konnte
       ich schon immer.“ Sie wirkte hilflos in ihrem Suff. Doch schon zwei Tage
       später hatte ihr liebender Ehemann sie in eine Entzugsklinik eingeliefert.
       Männer können von dieser Unterstützung nur träumen.
       
       Hilfreich war in diesem Fall wieder mal die Bild: „Nach Lall-Auftritt im
       NDR! Jenny Elvers Entzugsklinik“ titelte das Blatt nach dem Auftritt der
       Schauspielerin in der Sendung „DAS!“. Der Bild entgeht aber auch nichts.
       „DAS!“ läuft nämlich auf dem Sender, den kaum einer guckt, und ist die
       Sendung, die niemand guckt. Trotzdem klappte alles: Live-Sendung schauen,
       Geschichte aufs Titelblatt heben, und ab in die Entzugsklinik mit der
       Armen. Toll. Warum kümmern sich Menschen – und die von der Bild – in
       vergleichbaren Situationen nicht so fürsorglich um Männer?
       
       Was beispielsweise muss Helmut Berger denn noch tun, dass man ihm hilft?
       Berger war in den siebziger Jahren sehr schön. Deshalb platzierte ihn sein
       Regisseur und Lebenspartner Luchino Visconti bildfüllend in mehreren
       Filmen, etwa „Ludwig II“. Seit Viscontis Tod ist Berger offensichtlich
       orientierungslos. Der Tod liegt 36 Jahre zurück.
       
       Niemand bewahrt Berger davor, sich in Interviews wie diesem mit der FAZ
       solche Sätze anzuhören: „Legendär ist Ihr Auftritt bei einem Empfang der
       monegassischen Fürstenfamilie, als Sie nach der Einnahme von Kokain in die
       Hose machten.“ Und leider hindert auch kein liebender Mensch den zumindest
       betrunkenen Berger daran zu antworten: „Ach, diese Geschichte, schnarch,
       das ist ewig her. Aber ich hab mich ja nicht absichtlich angeschissen. Ich
       hab nur gefurzt, und weil ich schlechtes Kokain bekommen hatte, kam hinten
       was anderes raus.“
       
       Oft wird Künstlern ja unterstellt, sie brauchten nun mal Alkohol, denn er
       unterstütze ihre Kreativität. Dass das Unsinn ist, beweist Til Schweiger.
       Der Kleindarsteller erhielt 2011 den „Querdenkerpreis“. Die Vergabe an
       Schweiger legt in der Tat die Frage nah, wie quer die Verleiher des Preises
       denken.
       
       Bei der Zeremonie lallte Schweiger mehrere Minuten lang ungehindert ins
       Mikro. „Glaubt an das“, sagte er mit großer Emphase, „an was ihr glaubt.“
       Applaus. Als die Moderatorin fragte, woran er denn glaube, antwortete
       Schweiger: „Til Schweiger glaubt an …“
       
       Warum gilt öffentlicher Suff bei Männern immer noch als chic, zumindest
       aber als okay? Warum hilft niemand den Kerlen, die doch offensichtlich nach
       Rettung aus ihrer Misere rufen, wie Elvers-Elbertzhagen geholfen wurde?
       
       Stellen Sie sich mal vor: Helmut Berger hätte sein blendendes Aussehen
       zumindest teilweise ins Alter retten können. Und seinen weißen Anzug, den
       er in Monaco trug. Ja, gingen wir alle mit Männern mitfühlender um, wäre
       uns, Frauen wie Männern, so manches erspart geblieben: schwere
       Verkehrsunfälle. Die Verlängerung des Vietnamkriegs durch den
       alkoholkranken US-Präsidenten Richard Nixon. Vielleicht sogar
       „Zweiohrküken“.
       
       26 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Matthias Lohre
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Glück
 (DIR) Trittin
       
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