# taz.de -- Kommentar Korruptionsskandal Italien: Das Erbe Berlusconis
       
       > Italiens Politiker finanzieren am liebsten sich selber. Um aus der Krise
       > zu kommen, muss Italien sich dieser Klasse entledigen.
       
 (IMG) Bild: Der Spaß ist vorbei: Renata Polverini (l.) vor ihrem Rücktritt, zusammen mit Partei-Chef Silvio Berlusconi (r).
       
       Als 1992 die unter dem Namen „Tangentopoli“ – „Schmiergeldrepublik“ – in
       die Geschichte eingegangenen Korruptionsskandale Italiens traditionelle
       Regierungsparteien wegfegten, da glaubten die meisten, die Dinge könnten
       nur besser werden.
       
       Schließlich hatten die Vertreter der Democrazia Cristiana oder der
       Sozialisten unter Bettino Craxi sich bei so gut wie jedem öffentlichem
       Auftrag ungeniert schmieren lassen, um ihre Parteien üppig zu finanzieren.
       
       Und heute? Heute sind Italiens Politiker in Scharen einen Schritt weiter:
       Sie finanzieren lieber gleich sich selber. Dies ist der gemeinsame Nenner
       aller Skandale der letzten Monate, von der Familie um den früheren
       Lega-Nord-Chef Umberto Bossi, die es sich mit Geldern aus der
       Wahlkampfkostenerstattung gutgehen ließ, über den Kassierer der im
       Mitte-links-Lager angesiedelten Partei Margherita, der 25 Millionen Euro
       beiseite schaffte, und den Regionalgouverneur der Lombardei, Roberto
       Formigoni, der sich jahrelang Luxusurlaube von Auftragnehmern der Region
       finanzieren ließ.
       
       Explosion, Implosion, Erdrutsch – viele Bilder bemüht die italienische
       Presse, wenn es um die Szenarien geht, die den Parteien in den nächsten
       Monaten drohen. Wenigstens auf der Rechten wäre es aber passender, von
       einem Prozess der Verfaulung zu sprechen.
       
       Das Berlusconi-Lager zog systematisch windige Geschäftemacher an, Männer
       und Frauen, die den Einstieg in die Politik als sicheren Weg begriffen, um
       materiell auf die Erfolgsspur zu kommen. Personen, denen ganz wie ihrem
       Chef Berlusconi jedes Unrechtsbewusstsein abgeht.
       
       Ihnen wie ihrem Chef reicht es, das Amt zur Lösung ganz persönlicher
       Probleme zu missbrauchen. Aus seiner Krise wird Italien nur unter einer
       Bedingung finden: dass es sich, so schnell wie möglich, dieser politischen
       Klasse entledigt.
       
       26 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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