# taz.de -- Selbstamptuierende Schneckenart: Fuß ab!
       
       > Um sich vor Fressfeinden zu schützen, greifen bestimmte Schnecken in
       > Japan zu einer drastischen Methode. Sie amputieren sich selbst ein
       > Körperteil.
       
 (IMG) Bild: Schnecken der Art Satsuma caliginosa können sich zum Schutz vor Schlangen Körperteile amputieren.
       
       LONDON dpa | Zum Schutz vor hungrigen Schlangen verstümmelt sich eine
       japanische Schneckenart selbst. Sie wirf ihren Fuß ab, mit dem sie sich
       fortbewegt. Auf den Ryukyu-Inseln zeige mindestens jede zehnte Schnecke
       Spuren der Selbstamputation: Das nachgewachsene Körperteil sei blasser als
       der ursprüngliche Fuß und habe auch nicht mehr die typische Rille. Das
       berichtet ein japanischer Forscher in den „Proceedings“ der britischen
       Royal Society.
       
       Solch eine Selbstverstümmelung wird Autotomie genannt und ist bislang zum
       Beispiel von Eidechsen bekannt: Diese brechen bei Gefahr ihren Schwanz ab
       und fliehen.
       
       Der Biologe Masaki Hoso vom niederländischen Naturalis Biodiversity Center
       beobachtete, was aus Schnecken der Art Satsuma caliginosa wurde, nachdem
       sie von Schlangen (Pareas iwasakii) angegriffen worden waren. Etwa 60
       Prozent der Schnecken hätten den Angriff einige Wochen lang überlebt: Nicht
       ganz die Hälfte von ihnen verdanke dies der eigenen Fußamputation, schreibt
       der Biologe. Die anderen Schnecken hätten leicht verletzt fliehen können.
       
       „Innerhalb des Verbreitungsgebiets der Schlangen wurden bei mehr als zehn
       Prozent der Schnecken Zeichen der Autotomie gefunden; außerhalb dieses
       Gebiets war nicht einmal ein Prozent betroffen.“ Die Autotomie sei also
       hocheffizient, um Angriffe von Schlangen zu überleben. Dies gilt zumindest,
       wenn die Schnecken noch nicht ausgewachsen sind, wie ergänzende
       Labor-Experimente ergaben.
       
       Im Labor hätten die Schnecken sich nämlich seltener selbst verstümmelt.
       Vielmehr hätten sie sich mit den Zähnchen im Inneren ihres Schalenapparates
       verteidigt, die die Schalenöffnung schließt. Diese Zähnchen können sich
       jedoch erst entwickeln, wenn die Schnecke ausgewachsen ist. Deswegen
       schlussfolgert Masaki Hoso: Die Schnecken würden im Laufe ihres Lebens ihre
       Verteidigungsstrategie ändern.
       
       Außerdem zeigte sich: Der abgeworfene Fuß kann zwar innerhalb eines Monats
       vollständig nachwachsen, das Schneckenhaus wachse daraufhin aber
       signifikant langsamer als normalerweise. Das Nachwachsen von Körperteilen
       sei dem Forscher zufolge eben aufwändig.
       
       Auch bei anderen Schnecken kommt die Selbstamputation vor. Es handelt sich
       den Angaben zufolge aber um den ersten Nachweis für eine Landschneckenart
       mit Schneckenhaus.
       
       3 Oct 2012
       
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