# taz.de -- Verteilungskampf in der Rindermarkthalle: Wenig Raum, viel Bedarf
       
       > Bei der Vergabe der gefragten Flächen für eine stadtteilbezogene Nutzung
       > in der Rindermarkthalle gibt es Ärger.
       
 (IMG) Bild: Der Streit um Flächen ist entbrannt: die Rindermarkthalle in St. Pauli
       
       Seit klar ist, dass Edeka in der Rindermarkthalle auch stadtteilbezogenen
       Projekten zum Preis von fünf Euro pro Quadratmeter Räume vermieten will,
       gibt es Ärger. Eigentlich wollte Edeka die Konflikte bei der umstrittenen
       Planung des Areals am Neuen Kamp entschärfen. Doch der Bedarf im Stadtteil
       ist viel zu groß, die in Aussicht gestellte Fläche von 800 Quadratmetern
       viel zu knapp bemessen – da sind sich die Stadtteilinitiativen einig. Sie
       befürchten aber, dass bei der Raumvergabe Interessen gegeneinander
       ausgespielt werden.
       
       „Schon jetzt sind Initiativen, die die Räume gern für eine Musikschule,
       Skaterbahn oder das St. Pauli-Archiv gemietet hätten, abgeschreckt, weil
       sie nicht mit anderen Bewerbern aus dem Stadtteil konkurrieren wollen“,
       sagt Harald Lemke. Wie viele Anwohner hat sich Lemke seit mehr als zwei
       Jahren für eine anwohnerorientierte Planung des Geländes eingesetzt. Die
       Anwohnerinitiative „Unser Areal“ hat eine selbstorganisierte
       Bürgerbeteiligung initiiert. „Die wurde mit der jetzigen Planung
       ausgebremst“, sagt Lemke.
       
       Zahlreiche Initiativen aus dem Stadtteil und sozio-kulturelle Einrichtungen
       haben längst beim Bezirksamt und den zuständigen Planern angeklopft, um ihr
       Interesse an Räumen zu bekunden. Im Rennen sind neben einer HipHop
       Akademie, einer Tagespflege und einer Musikschule verschiedene
       Stadtteilinitiativen und Künstler aus dem Stadtteil.
       
       „Die Flächen sind für Künstler bestens geeignet“, sagt Markus Birzer.
       Birzer, der im Auftrag der Stadt Bürgerbeteiligungsprozesse moderiert hat,
       engagiert sich ehrenamtlich für die Künstler aus dem Karo-Viertel. Die
       Situation der Künstler sei wegen der steigenden Mieten schlimm. Über einen
       Verein ließen sich die Räume für Ateliers und Ausstellungen nutzen, sagt
       er.
       
       Peter Maßmann vom Planungsbüro Maßmann und Co soll nun Ordnung in das
       Verfahren bringen. Im Auftrag von Edeka soll er ein Konzept für die Nutzung
       erarbeiten und sich um die Vermietung der Flächen kümmern. Maßmann versteht
       sich nach den vorangegangenen Konflikten als „Puffer zwischen Edeka, die
       natürlich Geld verdienen wollen, und den Anwohnern, die möglichst viel Raum
       und Mitsprache fordern“. Durch Edeka sei vieles bereits vorgegeben, sagt
       er. „Wir entwickeln ein Konzept für die Nutzung des Obergeschosses, für die
       Gastronomie und die geplante Markthalle.“
       
       Böse Zungen behaupten, dass am Ende diejenigen den Zuschlag bekommen, die
       am lautesten schreien. Maßmann widerspricht: Eine Vergabe-Jury mit
       Vertretern von Edeka, dem Bezirk und dem Stadtteil soll im kommenden Jahr
       die Bewerbungen sichten und entscheiden, welches Konzept sich am besten für
       die Räume eignet. Für Maßmann sind alle Ideen, die sich an die Kinder im
       Stadtteil richten, klar im Vorteil.
       
       Lemke kritisiert, dass Maßmann und sein Kollege Torsten Hönisch mit dem
       Vergabeverfahren beauftragt wurden. Beide seien Mitglieder der SPD, das sei
       für den Beteiligungsprozess „fragwürdig“. Auch das Maßmann zahlreiche
       Projekte für den Shoppingcenter-Riesen ECE entwickelt hat, kommt bei den
       Initiativen, die sich für selbstorganisierte Räume eingesetzt haben, nicht
       gut an.
       
       Am Sonntag plant die Initiative Grün-Areal eine Alternativveranstaltung zum
       Planungsworkshop, bei der ihre Vision eines öffentlichen Gartens auf der
       Außenfläche der Rindermarkthalle im Kleinformat an der Marktstraße
       präsentiert werden soll.
       
       4 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lena Kaiser
       
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