# taz.de -- Hooligans bei Eintracht Braunschweig: Nicht alle Fans sind rechts
       
       > Der Zweitligaverein Eintracht Braunschweig hat ein Neonazi-Problem im
       > Fanblock. Eine Initiative will nun gegen diese rechten Strukturen
       > vorgehen - so ganz ohne Hilfe der Polizei geht das aber nicht.
       
 (IMG) Bild: Fans von Eintracht Braunschweig bei einem Spiel gegen Energie Cottbus 2011.
       
       HAMBURG taz | „Ihr kommt hier nicht lebend raus“: Im Stadion von Eintracht
       Braunschweig ist das keine leere Drohung. Solche und ähnliche verbalen
       Anfeindungen von rechten Fans und Hooligans hat die Polizei jedoch ernst
       genommen.
       
       Am Samstag verließen deswegen nach dem Spiel von Eintracht Braunschweig
       gegen VfL Bochum die Ultra-Fans und die „Initiative gegen rechte
       Hooligan-Strukturen“ unter massivem Polizeischutz das Stadion. „Wir wollten
       im Stadion direkt ein deutliches Zeichen gegen rechtsextreme Fußballfans
       setzten“, sagt Martin Schmidt von der Initiative.
       
       Vor Spielbeginn hatten über 90 Fans der Gruppe „Ultras Braunschweig“ und
       der Initiative das Stadion an der Hamburger Straße geschlossen betreten.
       Die Anfeindungen erfolgten, als sie sich im Block 15 platzierten. „Mit
       solchen Reaktionen hatten wir gerechnet“, sagt Schmidt. Denn genau wegen
       des Auftretens und der Angriffe der rechtsextremen Fangruppen wie
       „Kategorie Braunschweig“ oder „Blue Berets Brunswiek“ hatten sie diese
       Aktion geplant.
       
       Im Stadion hielt die Initiative während des Zweitligaspiels Transparente
       hoch. Eine Botschaft: „Keine Eintracht mit Nazis“. Die Untätigkeit des
       Vereins hätte solche Bekenntnisse von Fans nicht zugelassen, sagt der
       Sprecher der Initiative. „Der Verein bekannt sich klar gegen jede Form des
       Extremismus“, sagt auch Miriam Herzberg, Pressesprecherin bei der
       Eintracht.
       
       „Diese Gleichsetzung von rechts und links“ hält die Initiative für fatal.
       In den letzten Jahren seien rund um den Verein gewalttätige Übergriffe mit
       rechtem Hintergrund aufgefallen. Allein sieben rechte Fanzusammenschlüsse
       zählt die Initiative. „Bei den ’Blue Berets Brunswiek‘ sind auch Person von
       der Kameradschaft Burschenschaft Thormania“, sagt Schmidt.
       
       Aufnahmen belegen die personellen Überschneidungen. Anhänger der „Nord
       Power Dogs“, deren Kürzel wohl nicht zufällig an eine einschlägige Partei
       erinnert, beteiligten sich an Aufmärschen.
       
       In einer 80-Seiten starken Broschüre listet die Initiative nun verschiedene
       Übergriffe auf: Nach dem Spiel Eintracht Braunschweig gegen St. Pauli 2011
       grölten rechte Hooligans „Verpisst euch, ihr Zecken“ und „Ihr Juden“ und
       griffen Eintracht-Fans beim Stadion an. Auf Mallorca, in Palma, schlugen
       Anhänger von „Kategorie Braunschweig“ und „Fette Schweine/Hungerhaken
       Braunschweig“ am 19. Juli 2011 in der Diskothek „Bierkönig“ auf Gäste und
       einen dunkelhäutigen Kellner ein. In der Braunschweiger Innenstadt gingen
       2012 rechte Fußballfans immer wieder auf linke Jugendliche und junge
       Erwachsene los.
       
       Bereits beim Spiel erhöhten die Vereinsbeauftragten so auch die
       Sicherheitsvorkehrungen. Nach Spielende mussten die Ultras und die
       Initiative fast 30 Minuten warten. Im Polizeikessel wurden sie dann zum
       Gästeparkplatz gebracht, wo Busse auf sie warteten. „An die 40 rechten
       Hooligans haben wohl versucht an einer anderen Stelle eine Polizeisperre zu
       durchbrechen, um uns anzugreifen“, sagt Schmidt. „Im Großen und Ganzen kann
       ich den Verlauf so bestätigen“, sagt ein leitender Polizeibeamter.
       
       Mit ihren Aktivitäten hofft die Initiative, bei Eintracht Braunschweig eine
       offene Diskussion über die rechtsextremen Fans und deren politischem
       Handeln voranzutreiben. „Nicht alle Fans von Eintracht sind rechts. Wir
       sind gegen Nazis, nicht gegen Eintrachtfans“, sagt Schmidt. Doch die
       „jahrelange Ignoranz dieser Problematik hat ein Klima im Stadion
       geschaffen, in dem Nazis sich wohl fühlen“.
       
       Im Ordnerdienst fiel ihnen gar ein Rechtsextremer auf. Einige Ordner hätte
       gerne die von Rechtsextremen beliebte Marke „Thor Steinar“ getragen, heißt
       es in der Broschüre, die die Initiative auch dem Verein zukommen ließ.
       „Alle Abteilungen des Vereins überprüfen die Angaben“, sagt Herzberg.
       
       7 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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