# taz.de -- Landrat zu Anschlägen: "Das Haus soll menschenwürdig werden"
       
       > Landrat Stephan Loge (SPD) über die Zustände im Asylbewerberheim
       > Waßmannsdorf, die NPD vor Ort und Zivilcourage.
       
 (IMG) Bild: Landrat Stephan Loge (SPD).
       
       taz: Herr Loge, hat der Sicherheitsdienst des Heims in Waßmannsdorf
       versagt? 
       
       Stephan Loge: Auf dem Grundstück gibt es weder Stacheldraht noch
       Scheinwerfer oder Kameras. Aber der Sicherheitsdienst ist nachts zumindest
       besetzt. Bewohner können immer jemanden ansprechen.
       
       Der Betreiber hat also alles richtig gemacht? 
       
       Wir können auch fragen: Wollen wir Asylbewerberheime, die gesichert sind
       wie Festungen?
       
       Wieso können die Flüchtlinge nicht in Wohnungen leben? 
       
       Hier im Heim wohnen gerade 170 Flüchtlinge, in der Nähe von Berlin noch 130
       weitere in Wohnungen. Die Asylsuchenden suchen die Nähe von Berlin. Dort
       gibt es aber nicht genügend Wohnungen. Zudem haben noch nicht alle der 170
       Flüchtlinge einen Aufenthaltsstatus, der einen Umzug überhaupt erlaubt.
       
       Wie geht es mit dem Lager weiter? Beschwerden über die Zustände gibt es
       schon lange. 
       
       Der Landkreis Dahme-Spreewald hat das Gebäude erst vor Kurzem gekauft.
       Seitdem investieren wir. Weil von den Asylsuchenden und dem Flüchtlingsrat
       der berlinnahe Raum gewünscht war, haben wir ein Gebäude in der Nähe von
       Berlin gewählt – obwohl es unwirtschaftlich war. Jetzt wurde schon
       begonnen, die Fenster auszutauschen, das Dach wird ab nächster Woche
       gedeckt. Mitte November besprechen wir, wie es weitergeht. Die dringendsten
       Sachen will ich alle nächstes Jahr erledigen.
       
       Ob Flüchtlinge in Wohnungen ziehen können, ist auch eine Frage des Budgets.
       Was kostet die Sanierung? 
       
       Das weiß ich erst im November. Aber eines ist klar: Hier kommt
       Menschenwürde ins Haus. Geschlechtergetrennte Sanitär- und Duschanlagen,
       anständige Fenster und Heizung sind selbstverständlich. Wenn man die
       Infrastruktur verbessert, findet sich hoffentlich auch ein aufgeschlossener
       Betreiber, der sich besser um die Betreuung der Leute kümmert.
       
       Wie ist denn im Landkreis die Stimmung gegenüber dem Heim? 
       
       Bei uns im Kreistag sitzen drei NPDler. Ein Funktionär hat sich in Märkisch
       Buchholz über den Namen seiner Frau ein Anwesen gekauft. So ist es
       gelungen, mitten im Dorf den Sitz des Kreisverbands der NPD Dahmeland
       aufzumachen und einen Treff von Neonazis zu schaffen, die zum Teil aus ganz
       Deutschland anreisen. Durch die Zivilcourage hier im Landkreis und unsere
       Präventionsarbeit konnte sich das aber nicht so stark etablieren, wie sie
       es gerne hätten.
       
       Was tun Sie, damit die Drohung – „Rostock ist überall“ – nicht wahr wird? 
       
       Die Polizei wird vor dem Gelände noch intensiver Streife fahren als vorher.
       Ich möchte aber wirklich keinen Hochsicherheitstrakt aus dem Heim machen.
       
       10 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nikolai Schreiter
       
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