# taz.de -- Autobiografie von Lothar Matthäus: Es ist sehr tiefgehend
       
       > Lothar Mätthaus hat wieder nicht den Literaturnobelpreis bekommen.
       > Trotzdem stellte er wie geplant sein neues, sehr authentisches Buch vor.
       
 (IMG) Bild: Matthäus' Buch: Weder schlecht noch billig – und mit Bildern in der Mitte.
       
       Meine Heimat, meine Wurzeln. 
       
       Mein Aufstieg, meine Triumphe. 
       
       Meine Verletzungen, meine Rückschläge. 
       
       Mein Vagabundenleben als Trainer. 
       
       Schon die Überschriften der Kapitel in Lothar Matthäus’ neuem Buch ergeben
       geradezu ein Gedicht. Die Autobiografie des Exfußballers – Weltmeister,
       Rekordnationalspieler – heißt „Ganz oder gar nicht“. Nur böse Zungen können
       es nicht lassen, hinzuzufügen „Ach, gar nicht wäre schon in Ordnung“. Sie
       behaupten, dieser Mann wäre so flach, dass es sich nicht lohnt, sich über
       ihn lustig zu machen. Abgesehen davon, dass es sich immer lohnt, sich über
       schmierige, berühmte Männer lustig zu machen, stimmt das aber gar nicht.
       Das Buch ist keineswegs schlecht oder billig. Es gibt sogar Bilder in der
       Mitte.
       
       Der Verlagsstand von Bastei Lübbe ist schnell überfüllt, als Matthäus am
       Donnerstag auf die Frankfurter Buchmesse kommt, um sein Werk vorzustellen.
       Der Moderator, der ihn interviewen wird, sieht ein bisschen aufgeregt aus,
       als er ankündigt, Herr Matthäus sei schon unterwegs vom Hotel zum
       Messegelände.
       
       ## Oh, keine Frauen
       
       Blitzlichtgewitter, als Herr Matthäus dann auftaucht. Er sieht klein aus
       neben dem Moderator. Fünf Monate lang hat er sich hingesetzt, erzählt
       Matthäus, und sich intensiv mit seinem Leben beschäftigt. Ob er mit dem
       Buch seinen Ruf in Deutschland verbessern wolle, fragt der Moderator.
       Matthäus antwortet auf alle Fragen geschickt indirekt, quasi über Bande.
       „In Deutschland wird über mich eine Meinung verbreitet, die nicht so ist,
       wie ich mich sehe oder meine Freunde.“ Wen er denn mit dem Buch erreichen
       wolle? „Es geht nicht nur um Fußball oder Frauen, sondern auch um meine
       Herkunft, meine Eltern, wie ich erzogen worden bin. Es ist sehr
       tiefgehend.“
       
       Die Sprache des ganzen Buchs ist sehr authentisch und geradezu
       minimalistisch schlicht. Obwohl Matthäus das Buch zusammen mit dem
       Journalisten Martin Häusler zusammen geschrieben hat, gibt der Text sehr
       schön und unverfälscht wieder, wie Matthäus spricht. „Ich habe nie lange
       gefeiert und mir auf Siege etwas eingebildet.“
       
       Ein wunderbarer Satz, ein Glanzstück der Ambivalenz. Fehlt da nicht ein
       „nie“?, wird sich die aufmerksame Leserin fragen. Ja, fehlt es? Oder nicht?
       Solche linguistischen Spielereien sind es, die das Buch von Lothar Matthäus
       zu einem Lesespaß machen. Ob er die Kameras suchen würde, fragt der
       Moderator. Nein, sagt Matthäus, andersrum, die Kameras suchten ihn. Der
       Untertitel seines Buches lautet „Wie ich Deutschlands bekanntester Playboy
       wurde“. Ach nee, sorry. Verwechselt. Das ist von Rolf Eden. Der steht
       gerade am Stand nebenan und sonnt sich ebenfalls im Blitzlicht der
       Fotografen. Auch er hat gerade eine Biografie geschrieben, sie heißt:
       „Immer nur Glück gehabt“.
       
       Matthäus erzählt jedenfalls über seine Leidenschaft zum Fußball, darüber,
       wie sehr es wehtut, erst bejubelt und dann ausgebuht zu werden, darüber,
       dass er in der ganzen Welt herumreist, anders als seine Mutter, die „aus
       Herzogenaurach nie herausgekommen ist“. Er klingt stolz, als er das sagt,
       und es wirkt ein bisschen süß.
       
       ## Ein Leben hat 90 Minuten
       
       Dass er viel Geld verdient habe, sagt der Moderator. Ja, und viel
       ausgegeben, lacht Matthäus. „Das Leben ist wie ein Fußballspiel“, sagt er
       dann, „es läuft nicht immer so, wie man möchte, aber man muss versuchen,
       nach 90 Minuten als Sieger dazustehen.“
       
       „Herz geht vor Gehirn“, heißt ein Unterkapitel. Was das denn heißen soll,
       fragt der Moderator. „Ab und zu denke ich zu wenig nach“, sagt Matthäus. In
       diesem Unterkapitel steht auch: „Ich bin ein Ehrlichkeitsfanatiker.“
       Authentisch. Bis ganz zuletzt.
       
       11 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Margarete Stokowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fußball
       
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