# taz.de -- Kommentar Rentenversicherungspflicht: Arme Ich-AGs
       
       > Selbstständigen mit geringen Einkommen geht es mit der
       > Rentenversicherungspflicht an den Kragen. Die Lösung wären gestaffelte
       > Vorsorge-Beiträge.
       
       Als die Hartz-IV-Gesetze verabschiedet wurden, stimmte die damalige
       rot-grüne Bundesregierung das Hohelied der Ich-AG an. Jeder sollte sein
       eigener Unternehmer werden, Selbstständigkeit, vor allem
       Solo-Selbstständigkeit, wurde vom Arbeitsamt massiv gefördert.
       
       Die Zeiten sind vorbei. So hat die schwarz-gelbe Bundesregierung nicht nur
       den Rechtsanspruch von Arbeitslosen auf einen Gründungszuschuss für die
       Selbstständigkeit abgeschafft. Jetzt geht es auch den
       Ein-Mann-und-Frau-Betrieben an den Kragen.
       
       Das Bundesarbeitsministerium (BMAS) plant, dass Selbstständige künftig
       einer Rentenversicherungspflicht unterliegen. 260 Euro monatliche Beiträge
       sollen pauschal pro Person fällig werden. Damit aber steht die Existenz von
       vielleicht einer Million Selbstständiger vor dem Aus, die derzeit weniger
       als 1.100 Euro Netto im Monat verdienen.
       
       Man kann die Pflichtversicherung trotzdem gut finden. Warum soll es
       Geschäftsmodelle geben, bei denen Steuerzahler später die Grundsicherung
       für altersarme Selbstständige finanzieren? Aber dann wäre es auch höchste
       Zeit, die Steuerzahler von der Subventionierung der Arbeitgeber zu
       befreien, die so niedrige Löhne zahlen, dass ihre Angestellten Hartz IV
       beziehen. Auf diesen Vorstoß wartet man vergeblich. Auch auf Antworten, wo
       die gut bezahlten, rentensicheren Alternativ-Jobs für arbeitslose
       Freelancer warten.
       
       Vielleicht aber zeigt der Unmut der Selbstständigen ja Wirkung und das BMAS
       denkt über einkommensabhängig gestaffelte Beiträge zur Altersvorsorge nach.
       Denn warum ein Selbstständiger, der von der Hand in den Mund lebt, das
       Gleiche in die Altersvorsorge einzahlen soll wie solche mit Einkünften von
       mehreren tausend Euro, erschließt sich nicht.
       
       16 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eva Völpel
       
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