# taz.de -- Cyberangriff auf Iran und Libanon: Spionage mit dem Skalpell
       
       > Der neue Virus „MiniFlame“ hat wichtige Computer im nahen Osten befallen.
       > Das auf IT-Sicherheit spezialisierte Kaspersky Lab sieht staatliche
       > Sponsoren im Hintergrund.
       
 (IMG) Bild: Der große Bruder „Flame“ spionierte Computer im Iran aus.
       
       SAN FRANCISCO/WASHINGTON rtr/afp | Das IT-Sicherheitsunternehmen Kaspersky
       Lab hat einen weiteren Computer-Virus entdeckt, der eine kleine Zahl sehr
       wichtiger Rechner im Nahen Osten befallen haben soll. Der „MiniFlame“
       genannte Virus sei eng verwandt mit dem bereits vor einiger Zeit entdeckten
       Virus „Flame“, der vor allem Rechner im Sudan und Iran angegriffen habe,
       erklärte das Unternehmen am Montag. Der Iran hat „Flame“ für die Sabotage
       seiner Rechner im Öl-Ministerium verantwortlich gemacht.
       
       Zwar lehnt Kaspersky Spekulationen über die Urheber der Viren ab,
       allerdings sei klar, dass es sich um staatlich gesponserte
       Angriffswerkzeuge zur Cyber-Spionage und für Cyberkriegs-Einsätze handele,
       erklärte das Unternehmen.
       
       „Während Flame als Schwert für weit ausholende Hiebe funktioniert, ist
       MiniFlame ein Skalpell für chirurgische Schnitte“, sagte der leitende
       Forscher des Moskauer IT-Unternehmens, Roel Schouwenberg, der
       Nachrichtenagentur Reuters. Vom „MiniFlame“ seien nur rund 50 Rechner
       befallen, allerdings handele es sich um sehr wichtige Computer im Iran, dem
       Libanon, Kuwait, Katar und den Palästinenser-Gebieten. Die Software könne
       etwa Screenshots anfertigen oder per Fernbedienung Kommandos ausführen.
       
       ## Vielleicht ein Stuxnet Nachfolger
       
       Der neue Virus sei möglicherweise von „Flame“ verbreitet worden, oder er
       sei über den Virus „Gauss“ weitergegeben worden. „Gauss“ wurde Kaspersky
       zufolge eingesetzt, um Finanztransaktionen, E-Mail-Konten und
       Online-Netzwerke auszuspähen. Die Viren seien „mit hoher
       Wahrscheinlichkeit“ in den Labors entstanden, aus denen auch der
       Computerwurm Stuxnet stammt. Von diesem wird allgemein angenommen, dass er
       von den USA und Israel zur Sabotage des iranischen Atomprogramms genutzt
       wurde. Die Regierung in Washington lehnt es ab, sich zu den Vorwürfen zu
       äußern.
       
       Die Entwicklung der „MiniFlame“ Spionagesoftware könne bereits 2007
       begonnen und mit verschiedenen Versionen bis Ende 2011 gedauert haben. „Wir
       gehen davon aus, dass die Entwickler von miniFlame dutzende Modifizierungen
       des Programms geschaffen haben“, erklärte Kaspersky Lab. „Bisher haben wir
       erst sechs davon gefunden, aus den Jahren 2010-2011.“
       
       16 Oct 2012
       
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