# taz.de -- Streit der Woche: „Datenkrake GEZ“
       
       > Datensparsamkeit muss oberstes Gebot sein, sagt Tabea Rößner,
       > medienpolitische Sprecherin der Grünen. Andere teilen ihre Befürchtungen
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: Eine Wohnung, ein Beitrag – keine Wahl.
       
       „Die vorgesehen Änderungen sind in Bezug auf den Datenschutz nicht in
       Ordnung,“ schreibt Tabea Rößner, medienpolitische Sprecherin der Grünen im
       Bundestag in einem Beitrag für die sonntaz.
       
       Im Streit der Woche wurde die Frage gestellt, ob man sich gegen die neue
       „GEZ-Gebühr“ wehren müsse, die ab Januar 2013 eingeführt wird. Rößner
       begrüßt zwar grundsätzlich eine zeitgemäße Neuregelung, zweifelt jedoch an
       der Umsetzung. „Denn die Datenkrake GEZ ist genau deshalb oft Grund für die
       Kritik an der Rundfunkabgabe.“ Datensparsamkeit müsse oberstes Gebot bei
       dem neuen Rundfunkbeitrag sein, fordert sie.
       
       „Das Bürokratiemonster GEZ, das eigentlich abgeschafft werden sollte,
       spioniert munter weiter“, kritisiert auch der Jurist Ermano Geuer,
       wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der
       Universität Passau. „Es muss nicht mehr an der Tür klingeln. Es verfügt
       schon über alle Meldedaten und hat beim Vermieter bereits Auskünfte
       eingeholt“, schreibt er in seinem Beitrag.
       
       Die Liste der Verlierer sei viel zu lang. Geuer klagt momentan vor dem
       Bayrischen Verfassungsgerichtshof gegen das neue Beitragsmodell. Er ist
       sich sicher, dass seine Klage nicht die einzige bleiben wird.
       
       Datenschutzrechtliche Bedenken teilt Hermann Eicher, Justiziar des
       Südwestrundfunks, nicht. „ARD und ZDF werden Vermieter nicht nach Mietern
       fragen, auch wenn es das Gesetz erlaubt.“ Für über 90 Prozent der Bürger
       ändere sich durch die Neuregelung finanziell nichts. Für Eicher steht daher
       fest: „In der Summe profitieren alle von einem unabhängigen, vielfältigen
       Programm.“
       
       ## Eine Wohnung, ein Beitrag
       
       „Der neue Rundfunkbeitrag ist einfach und gerecht“, schreibt Kurt Beck
       (SPD), Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Vorsitzender der
       Rundfunkkommission der Länder in seinem Beitrag. Positiv stellt er fest:
       „Nachfrage und Schnüffelei hinter der Wohnungstür entfallen.“ Für jede
       Wohnung werde ein Beitrag fällig, unabhängig davon, wer darin lebt und
       welche Geräte vorhanden seien.
       
       Dadurch würden insbesondere Familien mit Kindern, die kein eigenes
       Einkommen haben und nicht-eheliche Lebensgemeinschaften begünstigt. Die
       Abkehr von der gerätebezogenen Rundfunkgebühr sichere ein leistungsstarkes
       öffentlich-rechtliches Programmangebot für die Zukunft, argumentiert Beck.
       
       Für Jürgen Doetz, Präsident des Verbands privater Rundfunk und Telemedien
       (VPRT), haben die „gebührenfinanzierten Anstalten ein wachsendes
       Legitimationsproblem.“ Immer mehr würden sie auf Kopien erfolgreicher,
       privater Programme setzen und sich so in direkten Wettbewerb zu ihnen
       begeben. Er fordert daher eine klare „Definition des Programmauftrags für
       ARD und ZDF.“
       
       Der öffentlich-rechtliche Rundfunk leiste einen wichtigen Beitrag zum
       demokratischen Meinungsbildungsprozess in Deutschland, sagt Astrid Göbel,
       Verwaltungsdirektorin beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Er sei
       unabhängig von Politik und Wirtschaft. Der Grundsatz „Eine Wohnung, ein
       Beitrag“ sichere eine solidarische Finanzierung des öffentlich-rechtlichen
       Rundfunks durch Bürger und Unternehmen.
       
       Die sonntaz-Frage „Soll man sich gegen die neue GEZ-Gebühr wehren?“
       diskutieren außerdem die Rentnerin Monika Dietrich und der Vorsitzende der
       Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, Thomas Frickel – in der sonntaz vom
       20./21. Oktober.
       
       20 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasmin Kalarickal
       
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