# taz.de -- Autobombe explodiert in Beirut: Pünktlich zum Schulschluss
       
       > Bei einer Explosion in Beirut sterben mindestens 8 Menschen, fast 100
       > werden verletzt. Die Autobombe hatte offenbar Schulkinder und Eltern zum
       > Ziel.
       
 (IMG) Bild: Feuerwehrleute löschen einen Brand nach der Explosion.
       
       BEIRUT/BERLIN taz | „Es gab plötzlich einen riesigen Knall, ich rannte
       sofort aufs Dach und sah nur eine große Wolke, alles wurde dunstig“,
       bericht Peter T., ein junger Deutscher, der im Libanon nur wenige
       Querstraßen entfernt von der Place Sassine lebt. Ein Auto, das mit rund 30
       Kilogramm TNT beladen war, explodierte am Freitag um 14.50 Uhr nahe der
       belebten Place Sassine in Beirut.
       
       Sicherheitskräfte sprachen von vorerst 8 Toten und 94 Verletzten. Das
       Fahrzeug sei durch die Detonation vollständig zerstört worden, derzeit
       würden Bilder von Sicherheitskameras ausgewertet, um den Täter zu
       ermitteln, hieß es weiter. Viele Eltern holten zum offensichtlich gezielt
       gewählten Zeitpunkt der Explosion ihre Kinder von umliegenden Schulen ab,
       Autos standen im Stau.
       
       Die Place Sassine ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt im christlichen
       Ostbeiruter Stadtteil Ashrafieh. Hier befindet sich die große
       ABC-Shoppingmall, US-amerikanische Kaffeehausketten, Federal Express, die
       Poste Liban, Western Union und viele Banken, aber auch politische –
       antisyrische – Parteien.
       
       Die Balkone der umliegenden Häuser wurden von der Wucht der Bombe
       abgerissen, viele Menschen in den Häusern verletzt. Die Krankenhäuser
       riefen zu Blutspenden auf, da die Zahl der Verletzten zunächst
       unüberblickbar und minütlich stieg.
       
       Nahe dem tags wie nachts belebten Platz hat die libanesische falangistische
       „Kataeb“ ihren Sitz, die rechts außen angesiedelte Partei der maronitischen
       Christen. Ihr Führer, Parlamentsmitglied Sami Gemayel, verurteilte den
       Anschlag umgehend und wiederholte seine seit rund einem Jahr mehrfach
       geäußerte Warnung, dass der Libanon seine Bürger stärker vor syrischen
       Einflüssen beschützen müsse.
       
       Nohad Mashnough, Parlamentsmitglied der sunnitischen Zukunftspartei des
       2005 ermordeten Premierministers Rafiq Hariri, sieht in dem Anschlag
       eindeutig eine „Nachricht des kollabierenden syrischen Systems, um die
       Libanesen zu terrorisieren“. Die Syrische Sozialistische Arbeiterpartei im
       Libanon erklärte jedoch sofort, „eindeutig Israels Handschrift“ in dem
       Anschlag zu erkennen.
       
       Der syrische Informationsminister Omran al-Zohbi meldete sich über die
       staatliche Nachrichtenagentur zu Wort und verurteilte den Akt als
       „unentschuldbar“ und als das Werk von „Terroristen“. Ein alter Kollege im
       Nachrichtengeschäft, der seit über 25 Jahren aus Beirut berichtet,
       kommentierte nur trocken: „Jetzt fängt das mit dem Terror hier schon wieder
       an – aber erst mal läuft das übliche ’Blame Game‘ – und keiner will’s
       gewesen sein.“
       
       19 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasna Zajcek
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Syrischer Bürgerkrieg erfasst Libanon: Gefechte in Beirut und Tripoli
       
       Im Libanon wurde wieder geschossen. Der syrische Bürgerkrieg greift nach
       der Ermordung des Geheimdienstchefs offensichtlich auf das Nachbarland
       über.
       
 (DIR) Auseinandersetzugen in Beirut: Tränengas zum Begräbnis
       
       Trauernde beschuldigen das syrische Regime für das Attentat vom Freitag.
       Demonstranten versuchen, die Zentrale der prosyrischen Regierung zu
       stürmen.
       
 (DIR) Libanon in Angst: Ein Land in syrischer Geiselhaft
       
       Nach dem Anschlag auf den libanesischen Geheimdienstchef stehen die Zeichen
       in Beirut auf Sturm. Die Angst vor einem Bürgerkrieg geht um.
       
 (DIR) Nach dem Anschlag im Libanon: Krawalle und Protest gegen Regierung
       
       Nach dem Bombenanschlag in Beirut hofft UN-Chef Ban hofft, dass der Libanon
       nicht in den Sog des Bürgerkriegs in Syrien gerät. Und Rufe nach dem
       Rücktrit der Regierung werden lauter.
       
 (DIR) Reaktionen auf Bombenattentat in Beirut: „Ein terroristischer Akt“
       
       Die USA und der UN-Sicherheitsrat verurteilen den Anschlag vom Beirut. Hier
       waren am Freitagabend acht Menschen gestorben, darunter der Chef des
       Polizei-Geheimdienstes.
       
 (DIR) Krieg schreckt Libanon-Touristen ab: Gelangweilte Kellner
       
       Vor allem die gut betuchten Touristen aus den Golfstaaten meiden derzeit
       den Libanon. Nun soll verstärkt der europäische Markt beworben werden.
       
 (DIR) Friedlicher Protest im Libanon: „Schlimmes Nachspiel“ angedroht
       
       Hisbollah-Chef Nasrallah trat auf einer Großkundgebung auf. Er forderte die
       USA auf, Gesetze gegen die Beleidigung des Korans zu erlassen.