# taz.de -- Solargeschäft beendet: Bei Siemens geht die Sonne unter
       
       > Mit Solarkraft hat der Mischkonzern bislang nur rote Zahlen geschrieben.
       > Jetzt will Konzernchef Löscher die Sparte sogar verkaufen.
       
 (IMG) Bild: Bald nicht mehr im Portfolio von Siemens: Solarthermieanlage in Israel.
       
       MÜNCHEN taz/dpa | Von einem „grünen Feldzug“ sprach Peter Löscher, als er
       im Juni 2008 die Umwelt zum neuen Geschäftsschwerpunkt von Siemens kürte.
       Am Montag hat der Vorstandsvorsitzende eine Riesenschlappe eingestehen
       müssen: Nach jahrelangen Verlusten will der Mischkonzern nun sein
       Solargeschäft abstoßen.
       
       Die Erwartungen hätten sich nicht erfüllt, teilten die Münchner mit.
       Deshalb werde sich Siemens bei den erneuerbaren Energien künftig auf Wind-
       und Wasserkraft konzentrieren. Das erst 2009 für 284 Millionen Euro
       übernommene israelische Solarthermie-Unternehmen Solel solle ebenso
       verkauft werden wie der gesamte Photovoltaikbereich. Es gebe bereits
       Gespräche mit Interessenten.
       
       Löscher will wegen des weltweit schwachen Wirtschaftswachstums massiv
       umbauen und alle unprofitablen Geschäftsfelder auf den Prüfstand stellen.
       Vor knapp zwei Wochen hatte er rund 600 Führungskräfte des Konzerns aufs
       Sparen eingeschworen und eine grundsätzliche Umstrukturierung des
       Unternehmens im Jahr 2014 in Aussicht gestellt. Danach will der DAX-Konzern
       seine Kernaktivitäten in den kommenden ein bis zwei Jahren stärken und sich
       von weniger rentablen Bereichen trennen. Wie viele Arbeitsplätze insgesamt
       wegfallen, ist noch offen.
       
       ## Rückgang am globalen Markt
       
       Zunächst ist das Solargeschäft dran. Hier fuhr Siemens zuletzt weniger als
       300 Millionen Euro Umsatz im Jahr ein – aber die Verluste waren sogar noch
       höher. In der Sparte sind in Deutschland 200 Mitarbeiter beschäftigt, in
       Israel, Spanien und anderen Ländern weitere 600.
       
       Der 2009 übernommene israelische Solartechnikspezialist Solel konnte die
       Hoffnungen, die der Siemens-Vorstand in die Solarthermie setzte, nie
       erfüllen. Vor knapp einem Jahr hatte Siemens bereits 231 Millionen Euro
       darauf abgeschrieben. „Der globale Markt für Solarthermie ist von vier
       Gigawatt auf zuletzt etwas über ein Gigawatt zurückgegangen“, sagte der für
       Energie zuständige Siemens-Vorstand Michael Süß.
       
       ## Aufwind für Offshore-Anlagen
       
       Die Nachfrage sank wegen des Preisverfalls bei Photovoltaikanlagen. Aber
       auch im Projektgeschäft mit großen, schlüsselfertigen Photovoltaikanlagen
       verdiente Siemens kein Geld. Dagegen läuft das Windkraftgeschäft des
       Konzerns mit 9.000 Mitarbeitern und einem Auftragsbestand von mehr als 10
       Milliarden Euro profitabel. Bei Windparks auf See ist der Konzern sogar
       Weltmarktführer. Auch das Joint Venture Voith Hydro für konventionelle
       Wasserkraftwerke schreibt schwarze Zahlen und soll fortgeführt werden.
       
       Ein Rückschlag für Siemens ist aber, dass der dänische Energiekonzern Dong
       das Windparkprojekt Riffgrund 2 vor Borkum gestoppt hat. Siemens baut für
       Riffgrund 1 bereits 77 Windturbinen und hatte auf einen weiteren Auftrag
       für 97 Riesenwindräder gehofft. Ob es nun dazu kommt, ist fraglich.
       
       Vergangenes Jahr hatte der Konzern 30 Milliarden Euro – 40 Prozent des
       gesamten Konzernumsatzes – mit „grünen“ Produkten erzielt. Dazu gehören für
       Siemens Anlagen für die Energieerzeugung wie Gasturbinen und das Geschäft
       mit Stromleitungen. Das Produktprogramm umfasst außerdem Züge,
       ressourcenschonende Industrieanlagen, stromsparende Beleuchtung und eben
       Windkraft. Bis 2014 sollen 40 Milliarden Euro in dieser Sparte umgesetzt
       werden.
       
       22 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schöneberg
       
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