# taz.de -- Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann...
       
       > … und sein natürlicher Gegner, der heterosexuelle Mann: eine unendliche
       > Geschichte. ...
       
       … und sein natürlicher Gegner, der heterosexuelle Mann: eine unendliche
       Geschichte. Unlängst saßen wir, fünf homosexuelle Männer im höheren
       Alterssegment, wieder mal beieinander und lästerten ausgiebig über unsere
       Lieblingsfeinde.
       
       Einig waren wir uns darin, dass die Schlimmsten – die Machos, die
       Hundert-Prozent-Heteros – die Ungefährlichsten sind. Gefestigt in ihrer
       Identität fürchten sie keinerlei homosexuelle Ansteckung und können deshalb
       ganz gelassen bleiben im Umgang mit Schwulen.
       
       Weitaus schwieriger ist der Kontakt mit den Unsicheren, den Weicheiern, den
       Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Heteros, die jede Homo-Tuchfühlung meiden aus
       Angst, die gleichgeschlechtliche Lust könne aus ihnen ausbrechen wie aus
       einem längst erloschenen Vulkan. In heterosexueller Restaurant-Gesellschaft
       saß mal einer neben mir, der darauf bestand, dass ich am anderen Ende des
       Tisches Platz nehmen solle: Er habe etwas gegen zu viel schwule Nähe.
       
       Das meinte der ernst und die anderen übrigens auch. „Das muss man
       akzeptieren“, kommentierte einer, bevor ich die traute Runde fluchtartig
       verließ. In ständiger Abwehr suchen sich die Wackel-Kandidaten mit
       verklemmten Witzen und Eins-auf-die-Fresse-du-Arschficker-Ausfällen zu
       schützen.
       
       Wir fünf Homos mit großer Ranking-Leidenschaft machten uns bei unserem
       geselligen Beisammensein daran, eine Parade der zehn übelsten Heteromänner
       aufzustellen. Eine harte Nuß vor allem unter der Maßgabe, Dieter Bohlen
       nicht aufzulisten, schließlich hat der schon seit Langem einen Spitzenplatz
       in der „Hall Of Shame“. Trotzdem fiel uns die Auswahl dann doch ganz
       leicht:
       
       10. Giovanni di Lorenzo – ein Schleimer und selbstverliebter
       Frauenversteher. 9. Oliver Kahn – optisch eine Zumutung und völlig humorlos
       obendrein. 8. Dieter Wedel – die colorierte Lockenpracht schlägt noch jeden
       in die Flucht. 7. Michael Wendler – äh bäh! 6. Jan Fleischhauer – immer gut
       für einen flotten Anti-Homo-Spruch. 5. Til Schweiger – die ewige
       Fehlbesetzung, selbst in „Der bewegte Mann“. 4. Bushido – da erübrigt sich
       jeder Kommentar. 3. Michael Herbig – seine Homo-Karikaturen sind einfach
       nur zum Kotzen. 2. Jan Böhmermann – erst Jahrgang 1981 und schon ein
       Meister der Verklemmtheit. 1. Stefan Raab – Schlüpfrigkeit kennt keine
       Grenzen.
       
       Selbstverständlich gab es noch viele Kandidaten mehr, Markus Söder
       beispielsweise, Benjamin von Stuckrad-Barre, Marius Müller-Westernhagen
       oder Christian Lindner, und Lothar Matthäus hat nur deswegen den Einzug in
       die Top Ten verfehlt, weil er – nach Ansicht eines Jurors, dessen Namen ich
       hier nicht nennen möchte – den saftigsten Knackarsch hat seit Bestehen der
       Bundesliga.
       
       Nicht zu verwechseln ist diese Auflistung mit dem Verzeichnis einer ganz
       anderen Sorte von Heteros, den Arschbetrügern. Das sind jene, die ganz
       freundlich tun, metrosexuell und körpergepflegt, und einem dann doch die
       Nase drehen, sobald es vertrauter wird. Aber mehr davon ein anderes Mal.
       
       30 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elmar Kraushaar
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA