# taz.de -- Inderin seit 12 Jahren im Hungerstreik: Ungebrochen trotz Zwangsernährung
       
       > Die Aktivistin Irom Sharmila beginnt heute das 13. Jahr ihres
       > Rekordhungerstreiks. Sie kämpft gegen ein Gesetz, das als Freibrief für
       > Menschenrechtsverletzungen dient.
       
 (IMG) Bild: UnterstützerInnen der „Eiserne Lady von Manipur“ mit Transparenten von Irom Chanu Sharmila.
       
       BERLIN taz | Mit Solidaritätsfasten und kleinen Demonstrationen haben
       indischen Medienberichten zufolge in mehreren Städten am Sonntag und Montag
       Menschenrechtsaktivisten des 12. Jahrestags des bis heute andauernden
       Hungerstreiks von Irom Chanu Sharmila gedacht. Die damals etwa 28-Jährige
       begann am 5. November 2000 ihr gandhianisches Hungerfasten, um gegen ein
       Massaker von Paramilitärs an Zivilisten zu protestieren.
       
       Das war drei Tage zuvor bei Imphal, der Haupstadt des nordostindischen
       Staates Manipur, verübt worden. Sharmila verkündete, ihren Hungerstreik
       erst zu beenden, wenn das Gesetz „Armed Forces Special Powers Act“ (AFSPA)
       abgeschafft ist.
       
       Der auf die Kolonialzeit zurückgehende AFSPA wird außer in Indiens
       unruhigem Nordosten nur noch in Kaschmir angewendet. Er gibt Soldaten,
       Paramilitärs und Polizisten Sonderrechte, die sie de facto vor
       Strafverfolgung schützen und die so als Freibrief für
       Menschenrechtsverletzungen dienen.
       
       ## Hungerstreik ist Suizidversuch
       
       Kurz nach Beginn ihres Hungerstreiks wurde Sharmila von den Behörden in ein
       Krankenhaus zwangseingewiesen. Seitdem wird sie mit wenigen Unterbrechungen
       zwangsernährt. Hungerstreik gilt in Indien als versuchter Suizid. Der kann
       mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden und ermöglicht die
       Zwangsernährung. Danach muss Sharmila wieder freigelassen werden. Dann lädt
       sie gewöhnlich zu einer Pressekonferenz, auf der sie erneut die Abschaffung
       von AFSPA fordert und die Fortsetzung ihres Hungerstreiks verkündet. Das
       ruft wieder die Behörden samt Zwangsernährung auf den Plan – seit
       mittlerweile zwölf Jahren.
       
       Die „Eiserne Lady von Manipur“ genannte Sharmila gilt in ihrer Heimat als
       Volksheldin. Wie die britische Kolonialmacht damals unbedingt den Fastentod
       Mahatma Gandhis verhindern wollte, will Indiens Regierung heute Sharmila am
       Leben erhalten, um keine Märtyrerin zu schaffen. Sharmila erreichte, dass
       die Regierung eine Kommission zur Überprüfung des AFSPA einsetzte. Diese
       empfahl 2005 zur Überraschung Delhis die Abschaffung des Gesetzes. Doch
       seitdem hält die Regierung den Kommissionsbericht unter Verschluss und am
       AFSPA fest.
       
       Die schon für den Friedensnobelpreis vorgeschlage Sharmila erhielt mehrere
       Menschenrechtspreise. Anfang Oktober ließ sie verkünden, künftig auch keine
       Auszeichnungen mehr anzunehmen – bis AFSPA abgeschafft ist.
       
       5 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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