# taz.de -- Berliner Szenen: Der Lorbeerkranz
       
       > Berlin ist wild und gefährlich. Und unsere AutorInnen sind immer
       > mittendrin. Ihre schrecklichsten, schönsten und absurdesten Momente in
       > der Großstadt erzählen sie hier.
       
       Fred Perry war ein Tennisprofi, der aus der englischen Arbeiterklasse
       stammte, in den Dreißigern dreimal hintereinander Wimbledon gewann und die
       Kleidung der britischen Tenniselite 1947 dermaßen geschmacklos fand, dass
       er der Mannschaft neue Poloshirts designte: weiß, mit Streifen am Kragen,
       später mit Lorbeerkranzlogo. Dass genau diese Shirts die Lieblingsoberteile
       von mindestens vier englischen Jugendkulturen wurden, ist ein echtes
       Publicity-Wunder und hängt mit dem einmaligen Mix aus Working Class Hero
       und Statussymbol zusammen. Werbung für die seit 60 Jahren existierende
       Antimarke, so scheint es, machen Stars von ganz allein. Amy Winehouse war
       Testimonial. Damon Albarn. Paul Weller. Und Jan Delay singt: „Der McDaddy /
       in Fred Perry / und Unstyler werden weggeburnt.“
       
       Am Mittwoch zeigte der britische Filmemacher Don Letts seine von Fred Perry
       in ausgefuchstester Marketingstrategie finanzierten Dokumentarfilme zu
       „Subculture“, eine kleine Geschichte der britischen Subkulturen von den
       50ern bis zu den 90ern, in einer Feier-Villa in Mitte. Und, um The Specials
       zu zitieren, deren Gitarrist Lynval Golding im Film ein paar heiße O-Töne
       abgeben durfte: „All you punks and all you teds/ national front and natti
       dreads/ mods, rockers, hippies and skinheads/ keep on fighting til you‘re
       dead“. Das alles ist löblich, sieht aber besser aus, wenn man anständig
       gekleidet ist!
       
       Als Quintessenz dieses Schwoofabend bleibt die Erkenntnis übrig: Früher war
       alles besser. Die lorbeerkranzlosen Smiley-Rave-T-Shirts waren jedenfalls
       der Anfang vom Ende.
       
       9 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jenni Zylka
       
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