# taz.de -- Stromnetz: Berlin will sich vernetzen
       
       > Politiker aller Parteien signalisieren Zustimmung zu dem Plan einer
       > Genossenschaft, das Stromnetz von Vattenfall zu kaufen.
       
 (IMG) Bild: Wer sollte unser Stromnetz warten: Vattenfall oder eine Bürgergenossenschaft?
       
       Die Kommunalisierung des Berliner Stromnetzes nimmt konkrete Formen an.
       Politiker aller Fraktionen im Abgeordnetenhaus haben sich am Wochenende für
       eine Kooperation des Landes mit der Genossenschaft [1][BürgerEnergie
       Berlin] ausgesprochen. „Ich bin für eine Beteiligung der Genossenschaft
       sehr offen“, sagte der CDU-Politiker [2][Danny Freymark] bei einer
       Veranstaltung der Genossenschaft am Wochenende. Ebenso positiv äußerten
       sich Vertreter von SPD, Grünen, Linken und Piraten über eine derartige
       Kooperation.
       
       Noch bis Ende 2014 ist der schwedische Energiekonzern Vattenfall für die
       Stromversorgung von 3,5 Millionen Einwohnern, für 37.000 Kilometer
       Stromkabel und über 80 Umspannwerke in Berlin zuständig. Vattenfall hat
       sich bei der zuständigen Senatsverwaltung für Finanzen ebenso für die neue
       Konzession ab 2015 beworben wie ein chinesischer Staatskonzern, das
       landeseigene Unternehmen BerlinEnergie und die Genossenschaft. Das beste
       Angebot soll den Ausschlag geben, wer das Netz in Zukunft betreibt. Über
       die exakten Kriterien der Ausschreibung müssen sich Senat und
       Abgeordnetenhaus allerdings noch verständigen.
       
       Hätte BerlinEnergie mit seiner Bewerbung Erfolg, wäre damit die Forderung
       des laufenden Energie-Volksbegehrens nach einer Kommunalisierung des
       Stromnetzes erfüllt. Das Unternehmen soll zu mindestens 51 Prozent dem Land
       Berlin gehören, so haben es die SPD- und CDU-Fraktionen im Abgeordnetenhaus
       beschlossen. Bleiben noch bis zu 49 Prozent Beteiligung offen; ebendiese
       könnte die Genossenschaft übernehmen. Um das Berliner Stromnetz würde sich
       dann also ein Gemeinschaftsunternehmen aus dem Land und einer
       Genossenschaft bewerben, bei der jeder Bürger mit mindestens 500 Euro
       einsteigen kann.
       
       „Wir würden das nötige Eigenkapital bereitstellen und einen kompetenten
       Partner für den technischen Betrieb mitbringen“, sagt Luise Neumann-Cosel,
       Vorstandsmitglied der BürgerEnergie Berlin. Für eine 49-Prozent-Beteiligung
       müsste die Genossenschaft rund 200 Millionen Euro einsammeln. Derzeit hat
       sie 3 Millionen Euro von rund 500 Genossen auf dem Konto. „Sobald es ein
       klares politisches Signal für unsere Beteiligung gibt, wird es kein Problem
       sein, den Rest zusammenzubekommen“, sagte Luise Neumann-Cosel.
       
       Erste Signale gibt es nun: [3][Daniel Buchholz], energiepolitischer
       Sprecher der SPD, sagte: „Wir wären mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn
       wir da nicht zugreifen würden.“ Und selbst von CDU-Mann Freymark hieß es:
       „Wenn die Menschen bereit sind, 200 Millionen selbst einzubringen, dann ist
       mir dieses Geld weit lieber als von jedem anderen.“ Voraussetzung sei
       technisches Know-how für den Betrieb eines Stromnetzes.
       
       Erfahrene Partner hat die Genossenschaft – unter anderem die
       Elektrizitätswerke Schönau. Atomkraftgegner hatten diese einst gegründet
       und damit 1997 das Stromnetz ihrer 2.500-Einwohner-Gemeinde im Schwarzwald
       übernommen. Dadurch wurden sie international als „Stromrebellen“ bekannt.
       Jetzt will die BürgerEnergie Berlin dieses Modell von der Klein- auf die
       Großstadt übertragen – das Know-how ist da. Im Aufsichtsrat der Berliner
       Genossenschaft sitzt mit Michael Sladek einer der einstigen Schönauer
       Rebellen.
       
       12 Nov 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.buerger-energie-berlin.de/
 (DIR) [2] http://www.danny-freymark.de/
 (DIR) [3] http://www.daniel-buchholz.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Puschner
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA