# taz.de -- Frauen in DAX-Unternehmen: Saubere Arbeit bei Persil
       
       > Das Familienministerium hat ein Firmen-Ranking für Frauenfreundlichkeit
       > erstellt und ganz oben ist Persil-Hersteller Henkel. Doch der Index ist
       > umstritten.
       
 (IMG) Bild: Erster im Frauen-Karriere-Index: Henkel hatte schon immer etwas für Frauen übrig.
       
       BERLIN taz | Nicht nur die Clementine mit ihrem Persil hatte beim
       Waschmittelhersteller Henkel immer einen guten Arbeitsplatz, den Frauen
       geht es insgesamt nicht schlecht in dem Konzern. Das zumindest behauptet
       der am Freitag erschienene [1][Frauen-Karriere-Index], in dem die Daten
       über vorhandene und geplante Chefinnen der im Dax notierten deutschen
       Unternehmen zu einem Ranking verarbeitet wurden. Henkel steht auf Platz
       eins.
       
       Das ist ein Hinweis darauf, dass Henkel schon jetzt gemessen an der
       Belegschaft eine hohe Zahl von Frauen in Topjobs hat und weiterhin
       ehrgeizig ist. Von 2010 bis 2011 hat sich der Anteil an Chefinnen von 28,5
       auf 29,5 erhöht, das Ziel: in diesem Tempo weitermachen. „Wir profitieren
       von einer langfristigen Strategie“, sagt die Diversity-Beauftragte des
       Konzerns, Kirsten Sánchez Marín.
       
       Seit zehn Jahren hat der Konzern jedes Jahr ein bis zwei Prozent mehr
       Frauen in Führungspositionen gebracht. Dazu werden flexible
       Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuungsplätze angeboten. Weit oben
       rangieren auch Bayer, BMW und die Deutsche Bank. Der Autobauer VW befindet
       sich im Mittelfeld. Hier ist der Anteil der Frauen an der Gesamtbelegschaft
       so gering, dass eine Steigerung auf der oberen Führungsebene von 4,3 auf
       4,9 schon den Mittelplatz sicherte.
       
       An diesen Beispielen sieht man aber auch, dass die Zahlengrundlage des
       Index ziemlich wackelig ist: Wer genau als Führungskraft gilt, ist in jedem
       Unternehmen anders definiert. „Manche rechnen vielleicht schon
       Gruppenleiter dazu, andere zählen erst im Management“, moniert ein
       Beteiligter. Bei VW ist man deshalb auch eher verwundert als erfreut: „Da
       die Vergabe der Punkte nach Messkriterien erfolgt, die für uns nicht
       transparent sind, können wir weder die Position von Volkswagen im Index
       noch den Index selbst bewerten,“ heißt es aus dem Konzern.
       
       Am unteren Ende des Rankings befinden sich unter anderem die Commerzbank,
       die Lufthansa und der Gesundheitskonzern Fresenius. Fresenius ist ein
       Sonderfall. Es war bereits bei der Erhebung der Daten ausgeschert. Für
       Fresenius „wird auch weiterhin die Qualifikation und nicht das Geschlecht
       für die Personalauswahl entscheidend sein“, hatte das Unternehmen zu
       Protokoll gegeben. Obwohl der Konzern zu über 70 Prozent aus Frauen
       besteht, finden sich auf der Führungsebene nur knapp 20 Prozent wieder.
       
       ## Keine Bewertung bei Lufthansa
       
       Leicht pikiert klingt die Lufthansa. „An der Verarbeitung dieser Zahlen zu
       einem Frauen-Karriere-Index haben wir nicht mitgewirkt. Daher können wir
       auch die Methodik und die Einzelheiten nicht bewerten“, heißt es kühl. Bei
       Lufthansa arbeiten zu 46 Prozent Frauen, in den Topjobs sind seit 2010
       unverändert 15,5 Prozent Frauen.
       
       Die Commerzbank ist ebenfalls nicht erfreut. Der Konzern hat sich
       verschiedene Chancengleichheitsprogramme und eine Betriebskita verordnet.
       Für seine Bemühungen wurde er mehrfach mit dem Audit „Beruf und Familie“
       ausgezeichnet. Zeigt der Karriereindex nun, wie wenig effektiv solche
       Programme sind? Schwer zu sagen, denn auch hier ist nicht klar, auf welchen
       Ebenen die 23,1 Prozent Führungsfrauen (bei knapp 52 Prozent Anteil an der
       Gesamtbelegschaft) eigentlich tätig sind. Auch aus der Commerzbank heißt es
       nur distanziert, man könne über das Ranking nichts sagen, weil man Methodik
       und Einzelheiten nicht kenne.
       
       Das Ministerium weist die Kritik zurück. „Das sind die Zahlen, die die
       Unternehmen uns geliefert haben. Es steht jedem Unternehmen frei, weitere
       und detailliertere Zahlen nach zu liefern“, so Sprecherin Katja Angeli.
       
       16 Nov 2012
       
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