# taz.de -- Ressourcen in der Arktis: Liebesgrüße aus Peking
       
       > China hat großes Interesse an den Rohstoffen der Arktis. Die Regierung
       > versucht, diesen Aspekt herunterzuspielen – aber ein „Schneedrache“ zieht
       > seine Kreise.
       
 (IMG) Bild: Verkürzter Seeweg: Der größte nichtnuklear angetriebene Eisbrecher Xuelong.
       
       STOCKHOLM taz | China will sich verstärkt in der Arktis positionieren. Das
       wissen auch die Politiker in Grönland, die von chinesischen Investitionen
       profitieren wollen. Gerade steht die Regierung in Nuuk in der Endphase von
       Verhandlungen mit der China Development Bank über ein ehrgeiziges
       Grubenprojekt.
       
       Das soll China Zugang zu großen Erzvorkommen verschaffen, die zu
       transportieren und zu verschiffen eine 150 Kilometer lange Straße sowie ein
       spezieller Hafen gebaut werden müssen.
       
       Pekings Interesse hat man aber auch im benachbarten Island bemerkt, wo sich
       im April mit Wen Jiabao erstmals ein chinesischer Premierminister zum
       Staatsbesuch die Ehre gegeben hatte. Er wurde dabei gleich von elf
       Ministern und Vizeministern begleitet und betonte die Wichtigkeit der
       Beziehungen zwischen beiden Ländern.
       
       Zur gleichen Zeit schlossen chinesische Diplomaten im russischen Murmansk
       ein Abkommen über den zukünftigen Schiffsverkehr durch die Nordostpassage
       entlang der nordsibirischen Küste ab, die den Seeweg zwischen China und
       Westeuropa um 6.500 Kilometer verkürzt. Und „Xuelong“ – auf Deutsch
       „Schneedrache“ – der größte nichtnuklear angetriebene Eisbrecher der Welt,
       kehrte kürzlich von seiner neuesten Arktisexpedition nach Schanghai zurück.
       
       ## Ambitionen in der Arktis
       
       „Chinas arktische Ambitionen“ heißt ein Rapport, den das [1][Stockholmer
       Internationale Friedensforschungsinstitut Sipri] am heutigen Dienstag
       veröffentlicht. Dass Peking ein ausgeprägtes ökonomisches Interesse an der
       Arktis habe, speziell ihren Öl-, Gas- und Mineralienvorkommen, stehe nicht
       in Frage, meinen dessen VerfasserInnen. Doch bislang versuche die
       offizielle Politik, diesen Aspekt herunterzuspielen.
       
       Sie erkläre die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Aktivitäten mit
       der Erforschung der Klimaänderung und deren Folgen für das eigene Land
       sowie der künftigen Entwicklung der Seefahrt.
       
       Das sei verständlich, denn natürlich könne man die von den arktischen
       Anrainerstaaten behauptete alleinige Souveränität über die Reichtümer unter
       dem schmelzenden Eis nicht infrage stellen, wenn man gleichzeitig im Ost-
       und Südchinesischen Meer unter Hinweis auf das gleiche internationale
       Seerecht in ähnlicher Weise eigene Territorialrechte einfordere wie die
       Staaten rund um den Nordpol.
       
       Zweifellos aber begierig darauf, sich einen Teil vom arktischen Kuchen zu
       holen, wolle China das auf diplomatischem Weg und über Beteiligungen
       erreichen, so wie man es gerade schon in Grönland praktiziere, analysieren
       die Friedensforscher. Doch dazu muss man möglichst mit am Tisch sitzen.
       Ähnlich wie die EU hat China daher einen permanenten Beobachterstatus im
       Arktischen Rat beantragt – ein für die Region wichtiges Gremium, in dem nur
       Arktisanrainer Mitglieder werden können.
       
       ## Globale Frage für aufstrebende globale Macht
       
       China, das sich als „arktisnaher Staat“ definiere, führe eine Politik mit
       der Prämisse, „je mehr die arktischen Staaten versuchen, angesichts des
       schmelzenden Eises ihre Interessen zu maximieren, desto mehr müsse China
       seine eigenen Interessen schützen und das, was es für sein Recht hält“,
       sagt die Hauptverfasserin des Sipri-Rapports, Linda Jakobson.
       
       „China macht deutlich, dass es als aufstrebende globale Macht ein
       Mitspracherecht bei arktischen Angelegenheiten erwartet, weil die Zukunft
       der Arktis eine globale und nicht nur ein regionale Frage ist.“
       
       Ernsthafte Konflikte erwartet Sipri dabei erst einmal nicht. China werde
       nach und nach seine Position in der Arktis ausbauen. Dabei werde das Land
       des Fernen Ostens aber „pragmatisch“ vorgehen.
       
       27 Nov 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.sipri.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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